In diesem Beitrag erfährst du, warum die innere Ruhe beim Reiten für das Pferd so wichtig ist

Immer wieder stelle ich im Reitsport fest, dass eine Tugend häufig fehlt: Flexibilität! So oft sehe ich Reiter, die eisern eine Lektion „durchdrücken“ wollen. Auf biegen und brechen den (gefühlt) 100. Galoppwechsel verlangen, weil er noch etwas höher gesprungen sein könnte, oder das tausendste Mal ein Kaltblut angaloppieren lassen, das eh schon gar nicht mehr kann, bis das Ergebnis völlige Dienstverweigerung des Vierbeiners ist.

Sehr Schade! Denn mit dieser Herangehensweise lernt ein Pferd ständig überfordert zu werden und versteht, dass ihm als „Exit-Strategie“ aus der Misere nur Ungehorsam bleibt. Und dieser Ungehorsam ist im Endeffekt einer völligen Überforderung geschuldet und hat meist auch noch den tollen Nebeneffekt von Muskelkater oder Muskelschmerzen… Beides Dinge, die sich nicht gerade positiv auf die langfristige Motivation auswirken.

Wie macht man es aber richtig? Was bedeutet denn „Flexibilität“ im Reitsport?

Allein über diese (etwas philosophische) Frage könnte ich ein Buch füllen, aber ich versuche, mich kurz zu halten: Flexibilität im Pferdesport bedeutet für mich, PRO Pferd zu entscheiden, und das mit einer ordentlichen Portion Gefühl, Verständnis von Trainingslehre (Didaktik), Biomechanik und Pferdepsychologie-Hintergrund. Und das jeden Tag und im Endeffekt jeden Moment!

Flexibilität bedeutet beispielsweise, wenn man merkt, dass das Pferd müde ist, vom Fellwechsel oder aufgrund der starken Temperaturschwankungen, die wir momentan haben, dann ggf. das geplante Reitprogramm ausfallen zu lassen und stattdessen einfach ein bisschen Bodenarbeit, Wellness oder einen schönen Spaziergang in die Natur zu machen.

Fellwechsel beim Pferd

Der Fellwechsel und die starken Temperaturschwankungen machen vielen Pferden aktuell zu schaffen…

Es bedeutet aber auch, das körperliche Befinden wahrzunehmen. Wenn ein Pferd beispielsweise an einem Tag von sich aus mehr Spannung hat, dann bringt es nichts, noch an z.B. fliegendem Galoppwechsel oder neuen Lektionen zu arbeiten, die das Pferd „aufregen“ könnten. Da ist eine kurze, lockere Vorwärts-Abwärtseinheit deutlich sinnvoller, auch wenn man sich ursprünglich etwas anderes vorgenommen hatte…

In anderen Worten, sollte man sich immer folgende Fragen stellen, wenn man mit seinem Pferd arbeitet:

1. KANN mein Pferd diese Lektion in diesem Moment körperlich überhaupt leisten (oder habe ich es ggf. – zumindest im Moment – überfordert)?

Ein Beispiel: Als ich meinem Lusitano das Kompliment beigebracht habe, war es für ihn eine geistig wie körperlich schwere Übung. Er musste sich sehr konzentrieren, seine Beine und (Gleich-)Gewicht richtig zu sortieren, um sich zu verbeugen. Kräftemäßig war seine Hinterhand sehr gefordert, was einer „Maximalkraftübung“ – wie schwere Hanteln im Fitness-Studio stemmen – gleich kommt.

Eines Tages bin ich mit ihm sehr harmonisch geritten und habe gedacht, „jetzt ist er gut aufgewärmt, jetzt mach ich nach dem Reiten noch ein kleines Kompliment“. Gesagt, getan. Ich stieg ab und gab ihm das Signal fürs Verbeugen. Rufino aber zierte sich… Ich habe mit etwas mehr Nachdruck  die Übung „verlangt“. Das Ergebnis war, dass er sich praktisch hinfallen lies. Warum? Weil er MÜDE war. Aber ich habe es damals NICHT verstanden, dass diese Übung noch so schwer für ihn ist, dass er sie nach dem Reiten eigentlich nicht wirklich ausführen kann… Ich habe mich bei ihm sofort entschuldigt und mich eine Woche geschämt.

Ich hätte wissen müssen, als er zögerte, dass er müde ist. Er versucht immer, mir zu gefallen… Aber da war wohl mein Ego grösser als mein Verstand 🙁 Du siehst, auch Profis machen Fehler (diesen Fehler hab ich jedoch seitdem glaub ich nie wieder bei KEINEM Pferd gemacht. Ich analysiere seitdem viel, viel genauer ALLE Zeichen für etwaige Müdigkeit oder Überforderung, aber gut… ist trotzdem passiert.).

 

2. VERSTEHT das Pferd die Übung überhaupt?

Auch das kann ein Problem sein, warum etwas nicht klappt. Das Pferd versteht die Übung schlichtweg nicht. Wenn ein Pferd eine Übung NICHT versteht, dann müssen wir es ihm entweder anders erklären oder aber ggf. in Teilschritte zerlegen.

Ein Beispiel: Wenn ein Pferd das Stellen im Stand schlecht ausführt, wird es beim Stellen in der Bewegung mit Garantie Probleme haben. Wenn ein Pferd beim Kompliment eine schlechte Balance hat, dann sollten wir es ggf. vorher besser aufstellen (das heißt, die Vorderbeine von den Hinterbeinen weiter entfernen und die Hinterbeine breit auseinanderstellen), sodass die Balance besser ist. Auch die Halsdehn-Vorübungen können die Flexibilität VOR dem Kompliment enorm verbessern.

Generell gilt: Wenn ein Pferd eine Übung nicht versteht, dann ist es UNSER Fehler. Schließlich sind WIR der Trainer und haben es unserem vierbeinigen Schüler schlecht erklärt…

 

3. Bist DU das Problem?

Tja, ich sage oft im Unterricht: „Das Problem sitzt oben drauf“. Und auch ich kann ein Problem für meine Pferde sein… Wenn ich unkonzentriert bin, wenn ich müde bin, wenn ich zu lange am Bürotisch gesessen habe und steif aufs Pferd klettere (was ich eigentlich jedoch nur noch sehr, sehr, sehr selten tue).

Deshalb, bevor man sich über sein „unfähiges“ Pferd ärgert, oder es gar ungerecht straft, sollte man immer überlegen: „Bin ICH in meiner Mitte? Bin ich optimal flexibel und losgelassen? Helfe ich meinem Pferd, oder bin ich eher Ballast? Und ist der „Fehler“ meines Pferdes eher das Resultat meiner eigenen Fehler als das Verschulden meines Pferdes“? Hier geht’s übrigens zu meinem sehr beliebten Blogbeitrag: „7 Tipps für bessere Hilfengebung„.

Ich weiß, es ist immer leichter, dem Pferd die „Schuld“ zu geben. Aber ein guter Reiter und Pferdetrainer wird immer erst mal an sich selbst zweifeln, bevor an seinem vierbeinigen Schüler zweifelt. Wie ich zu meinen zweibeinigen Schülern immer zu sagen pflege: „Unsere Pferde haben die Reitlehre und Biomechanikbücher nicht gelesen. Es liegt an uns, aus ihnen gesunde, motivierte, vierbeinige Reit- oder Fahrpferde zu machen. Wenn etwas nicht klappt, dann haben wir unseren Schülern etwas schlecht vermittelt.“ Nicht mehr, und nicht weniger.

Sandra Fencl Kompliment PferdUnd vielleicht, wenn Du das nächste Mal auf Deinem Pferd sitzt, und kurz davor bist „mechanisch zu reiten“ oder sogar die Nerven zu verlieren, dann erinnerst Du Dich vielleicht an die Geschichte von Rufino und mir, und steigst als Konsequenz ab, bevor es „unschön“ wird… Dann habe ich mit meinem Blogbeitrag viel erreicht und Rufino mit seiner Dozententätigkeit Gutes bewirkt.

Ich danke Dir für das Lesen dieser Zeilen und wünsche Dir und Deinem Pferd viel Freude und Flexibilität beim Training 🙂
Deine Sandra, Rufino und Fjola

PS: Rufino hat übrigens keinen „Schaden“ genommen wegen meines einmaligen Faux Pas mit dem Kompliment… Er beherrscht es mittlerweile auch frei in Perfektion 🙂

PPS: Wenn Du mehr zum Thema faires und biomechanisch wertvolles Pferdetraining erfahren möchtest, dann könnten folgende Termine für Dich interessant sein:

+ Abendseminar zur Gymnastizierung und Schiefe des Pferdes in Tuntenhausen (Bayern) am Freitag, 07. April 2017

+ Gymnastisches Allover-Bodenarbeitsseminar in Tuntenhausen (Bayern) am 08. und 09. April 2017 (bei Interesse bitte einfach eine Email an info@sandrafencl.com senden)

+ Gymnastisches Allover-Bodenarbeitsseminar mit Schwerpunkt Zirzensik am 21. und 22. Mai 2017 in Hveragerdi, Island

+ Gymnastisches Bodenarbeitsseminar mit Schwerpunkt Zirzensik am 15. Juni 2017 in 85386 Günzenhausen/Eching

+ Gymnastisches Bodenarbeitsseminar mit Schwerpunkt Zirzensik am 15. August  2017 in 85386 Günzenhausen/Eching

+ Gymnastisches Overall-Bodenarbeitsseminar am 26. und 27. Oktober 2017 in Kleinstelzendorf, Niederösterreich

+ Meine sehr beliebte, zweiteilige LIVE-Webinarreihe zur ganzheitlichen Korrektur der Schiefe des Pferdes (mit Videoaufzeichnung, und somit orts- und zeitunabhängig). Alle Infos hier: https://www.edudip.com/w/238762

Hier geht’s zum Erklärungsvideo:

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In diesem Beitrag bekommst du von mir sieben Tipps für eine bessere Hilfengebung beim Reiten!

Immer wieder werde ich gefragt, warum meine eigenen, aber auch meine Trainingspferde so zuverlässig sind, sich kaum mal erschrecken, und wenn sie sich erschrecken, nie davon laufen. Die Antwort ist einfach: Sie konzentrieren sich zu 100% auf mich UND sie vertrauen mir. In diesem Blogbeitrag möchte ich kurz erklären, wie auch Du mit Deinem Pferd mehr Sicherheit erlangst 🙂

Gerade letzte Woche habe ich einer jungen Reiterin Unterricht gegeben. Das Pferd wollte partout nicht an der Zusehertribüne der Reithalle vorbei gehen. Immer wieder hat es sich erschreckt und wurde deutlich schneller. Mir war aber sofort klar, dass das Pferd „Teenagerverhalten“ zeigte. Das heißt, es hat getestet, was seine Reiterin macht, wenn es selbst Blödsinn macht…

Als Herdentiere testen Pferde regelmäßig die Kompetenz ihrer Reiter. Dies ist ein völlig natürliches Verhalten. Auch wenn es uns nervt, dass das Pferd zum 100. Mal anfragt, ob wir wirklich Führungsqualitäten besitzen, bzw. ob diese Ecke wirklich durchritten werden kann, soll oder muss…

Wenn Du diese Situation kennst, dass Dein Pferd zB in einer gewissen Ecke abkürzt bzw. an einer Bande nicht vorbeireiten möchte bzw. auch Angst vor zB einem Regenschirm hat oder manchmal einfach „stur ist“, dann würde ich (zumeist) wie folgt vorgehen:

Sich selber sammeln und Körperkontrolle bewahren
Nur wenn Du selbst entspannt „im“ und nicht „auf“ dem Pferd sitzt, kannst Du Deinem Pferd Sicherheit vermittelt. Das bedeutet wiederum, dass Deine Gesäßmuskulatur entspannt ist und Du so tief im Sattel sitzt. Auch Deine Beine müssen locker und beweglich den Rumpfbewegungen des Pferdes folgen, ein „Zusammenpressen der Knie“ oder Klammern mit den Unterschenkeln ist völlig fehl am Platz. Ganz wichtig ist hierbei auch die tiefe, gleichmäßige Bauchatmung, an die man sich in solchen (Stress-)Situationen erinnern sollte. Denn nur so kann unser Pferd sich entspannen und selbst tief atmen.

Pferde synchronisieren sich sehr schnell mit der Atmung, aber auch der Spannung des Reiters und spiegeln diese. Deshalb ist es in jeder Situation so wichtig, als Reiter die absolute Körperkontrolle und Kontrolle der (Bauch-)Atmung aufrecht zu erhalten. Weiters ist es von größter Bedeutung, NICHT am Zügel zu ziehen (entgegen unserem natürlichen Reflex). Zug bedeutet immer Gegenzug, und deshalb solltest Du unbedingt auf ein Festmachen der Hand verzichten. Auch wenn es schwer fällt, sind kleine, weiche Paraden der einzige Weg, um die Kontrolle des Pferdes zu erhalten bzw. (wieder-) zu erlangen. Denn wenn Du Dich fest machst, wird auch Dein Pferd sich fest machen und somit mehr in den Fluchtmodus kommen…

Mental starke Pferde haben immer mental starke Reiter - und das gibt Sicherheit!

Mental starke Pferde haben immer mental starke Reiter – und das gibt Sicherheit!

Deshalb hier noch mal die wichtigsten Punkte (ggf. als Checkliste zum Ausdrucken fürs Reiterstüberl? ) für mehr Kontrolle, Sicherheit und Harmonie mit Deinem Pferd zusammengefasst:

1. Entspanne Dein Gesäß und Deine Beine! Die natürliche Angst- oder Stress-Reaktion wäre nämlich genau das Gegenteil, nämlich die Psoas-Muskulatur (Beckenmuskulatur)  reflexartig anzuspannen. Dies erhöht den Schwerpunkt des Reiters und man sitzt nicht mehr „im“ sondern „auf bzw. über“ dem Pferd, kann nicht mehr gut in der Bewegung mitschwingen und fällt bei ungeplanten Reaktionen des Pferdes viel leichter runter!

2. Atme bewusst tief, ruhig und gleichmäßig und ggf. sogar mit „Atemgeräusch“ ein und aus… Ich habe mal gehört, dass das „laute“ Ausatmen von Reitern den Pferden deshalb hilft, sich zu entspannen, weil es wohl dem Atemgeräusch entspricht, welches bereits Pferde-Embryos im Mutterleib wahrnehmen… Keine Ahnung, ob das wirklich stimmt. Fakt ist jedoch, es entspannt Pferde sehr schnell, auch ein kleines „Abschnauben“ des Reiters signalisiert dem Pferd: „Alles ok!“ Mein eigener Lusitano kann – wenn er gerade nervös zu werden droht – mit einem lauten Ausatemgeräusch meinerseits sofort entspannen. Erstaunlich, aber wahr. Tipp: Rede in schwierigen Situationen mit Deinem Pferd. Denn wenn Du redest, musst Du atmen…

3. Kontrolliere, ob Du noch immer aufrecht und „schwer“ sitzt, oder ob Du ggf. eine nach vorn gelehnte Defensivhaltung eingenommen hast. Denn die Hinterbeine bewusst zu belasten und die Balance Deines Pferdes möglichst hinten zu behalten, ist in diesem Momenten  (und generell) wichtig. Lasse Dein Steißbein nach hinten-unten wie einen Anker auf die Hinterbeine des Pferdes „fallen“. Dies ist ein lustiges, inneres Bild, aber dieses hat wirklich schon vielen Reitern geholfen, sich auf dem Pferd „zu erden“ und somit entspannt und tief „im Pferd“ zu sitzen. Mit dem versehentlichen Vorbringen des Oberkörpers in Stress-Situationen machen wir unser Pferd nicht nur automatisch vorhandlastiger und damit IMMER schwerer zu kontrollieren, wir bestätigen es ggf. sogar in seiner Idee, schneller zu werden bzw. zu wegrennen!

4. Entspanne Deine Handgelenke und Finger und gib die richtigen, feinen Zügelhilfen, die Dein Pferd lösen helfen. Behalte unbedingt Deine Hand vorn und wirke niemals „rückwärts“ ein. Ich denke in solchen Situationen immer an flinke Pianisten- oder Harfenspieler-Hände. Sie sind ständig in Bewegung und so kann niemals ein langanhaltender „Zug“ entstehen, worauf das Pferd mit einer Festigkeit im Maul und Steifheit im Hals bzw. mit Gegenzug reagieren wird.

Wenn Du die richtigen Zügelhilfen gibst, wird Dein Pferd mit einer Zungenbewegung reagieren und somit Zungenbein, Kiefergelenk, Genick und damit verbunden ca. 60 % der GESAMTMUSKULATUR mobilisieren und entspannen… Menschen und Pferde beißen gleichermaßen in Stress-Situationen die Zähne zusammen… Eine Entspannung der Kiefer(gelenke) und der Zunge wirkt Wunder! Dies kann jedoch nur über eine feine, ebenfalls entspannte Hand des Reiters funktionieren…

5. Und dieser Punkt ist SEHR wichtig: Korrigiere Dein Pferd freundlich, aber sehr konsequent und lobe es SOFORT für das (kleinste) Annehmen Deiner Hilfen. Wenn Dein Pferd beispielsweise nach innen auf die Schulter fällt, weil es nicht außen an der Bande oder in die Ecke gehen mag, verlange eine Innenstellung mittels feinem Abspielen am Innenzügel und mittels freundlichem und beweglichem (= atmendem) Innenschenkel (und ohne zu klemmen). Ein gut erzogenes und rittiges Pferd wird auch in Extremsituationen die Hilfen seines Reiters willig annehmen – und das macht reiten dann WIRKLICH sicher.

6. Behalte immer ein positives, inneres Bild von der auszuführenden Übung, zB ein korrektes durch die Ecke oder an der Zusehertribühne vorbeireiten solltest Du im Kopf exakt visualisieren. Was tust du? Wie sieht Dein Pferd aus? Vielleicht stellst Dir auch noch vor, wie es zufrieden abschnaubt? Es ist sehr wichtig, sich genau vorzustellen, wie das Pferd korrekt, gut gerade gerichtet und fein am Schenkel und Sitz diese Aufgabe entspannt meistert… Viele Reitlehrer meinen, Pferde können mentale Bilder lesen… Ich bin einer davon 🙂

7. Wenn das Pferd Deine Hilfen (ansatzweise) in einer schwierigen Situation annimmt bzw. seine Aufgabe tatsächlich gut ausführt, lobe es sofort beispielsweise mittels Stimmhilfen oder mittels kurzem Berühren mit den Fingerkuppen der inneren Hand am Pferdehals. So merkt das Pferd, dass eine positive Reaktion und Gehorsam auf die Hilfen anerkannt wird und entspannt sich meist dadurch noch mehr. Durch den kurzen Fingerkontakt bzw. die Stimmhilfe behältst Du aber weiterhin die volle Kontrolle über Dein Pferd.

8. Lächle! Ich weiß, in Stress-Situationen zu lächeln, ist schon ein sehr hoher Anspruch an Körperkontrolle, aber: ES HILFT SEHR!! Denn wenn wir lächeln strahlen wir nicht nur eine positive Energie und Sicherheit aus, sondern entspannen unsere Kiefergelenke und damit verbunden unsere gesamte Wirbelsäule und setzen sogar Glückshormone frei… wenn das kein cooler Nebeneffekt ist 🙂

9. Sei sturer als Dein Pferd! Ich sage immer, eine wichtige Trainer-/Reiterqualität ist es, sturer zu sein, als sein (eigenes) Pferd. Pferde können unglaublich beharrlich sein, wenn es darum geht, Dinge durchzusetzen. Je öfter sie den Reiter – manchmal auch ungemerkt – austricksen, desto grösser ist ihr Ego und desto beharrlicher sind sie, es wieder zu tun…

Das hat (auch) etwas damit zu tun, dass sie den Respekt vor der Kompetenz des Reiters verlieren. Natürlich ist das (fast) ein eigenes Thema für sich. Aber nur so viel: Wenn Dein Pferd merkt, dass Du bei kleinen Stress-Situationen sofort die Nerven verlierst bzw. Dich nicht mehr durchsetzt, dann wird es – wenn es ihm gefällt – solche Situationen als „Ausreden“ nutzen. Denn Pferde sind sehr gute Psychologen, vergiss das nie!

Wenn Dein Pferd aber lernt, dass Du IMMER die Kontrolle behältst (auch über Deinen eigenen Körper!), Nerven wie Stahlseile hast, immer souverän und ruhig auch in „schwierigen Situationen“ agierst und Du Dein Pferd immer in seiner Balance (und zwar inneren/geistigen wie äußeren/körperlichen) verbesserst, dann wird es mit Respekt und Freude mit Dir arbeiten… und zwar immer….

Denn es kann sich verlassen, dass Ihr beiden gemeinsam jede schwierigen Situation sicher und gesund übersteht… Das hat einen unschlagbaren Mehrwert für das Flucht- und Opfertier Pferd… Für mich ist das die Basis einer sicheren, respektvollen aber auch freudigen Zusammenarbeit zwischen Menschen und Vierbeinern 🙂

Hinlegen Pferd

Mein Lusitano Rufino legt sich für mich ohne Zwang überall hin… Für mich ein ECHTES Zeichen von grenzenlosem Vertrauen…

Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Anregungen geben, worauf Du beim Pferdetraining (oder auch: Arbeit an dir selbst) achten kannst 🙂
Wer sich intensiver mit dem Thema Pferdepsychologie und Trainings-Didaktik beschäftigen möchte, ist in meinem Online-Seminaren/Webinaren und Bodenarbeitskursen genau richtig!

Trag Dich für die nächsten Termine und weitere kostenlose Tipps am besten gleich in meinen Newsletter ein (rechts), abonniere meine NEUE Facebookseite https://www.facebook.com/sandra.fencl, bzw. abonniere meinen neuen Youtube-Kanalhttps://www.youtube.com/c/SandraFencl1001

Du möchtest ebenso konzentriert gemeinsam MIT deinem Pferd arbeiten? Dann komm in mein ganzheitliches Schiefenwebinar und lerne den Körper deines Pferdes noch besser kennen und verstehen! Alle Infos findest du hier: https://www.edudip.com/w/238762

Eine Übersicht aller aktuellen Webinartermine findest du auch hier: https://www.edudip.com/academy/sandra.fencl2

ODER: Was Vertrauen bedeutet und warum positive innere Bilder so wichtig sind….

Gestern war ich das erste Mal in meinem Leben mit Pferden schwimmen…. und zwar mit meinen eigenen Pferden (die dementsprechend auch noch nie schwimmen waren). Am Stall hat mich eine Stallkollegin gefragt, ob ich denke, dass meine Pferde ins Wasser gehen werden. Ich sagte: „JA, da bin ich mir SICHER„. Sie erwiderte: „Wie kannst du dir sicher sein, wenn sie es noch nie gemacht haben.“ Ich sagte: „Weil ich weiß, dass sie mit mir mitkommen werden, sie vertrauen mir.

Übrigens gleich mal vorweg: Normalerweise können alle Pferde von Natur aus schwimmen – so wie alle Hunde.  Sie müssen es nicht wirklich „lernen“. Jedoch ist es sicherlich anstrengend für sie am Anfang (auch geistig-emotional) und deshalb solltest Du die ersten Schwimmeinheiten mit deinem Pferd nicht zu lange gestalten 🙂 Und natürlich sollte Dein Pferd grundsätzlich schon mal Wasser kennen. Also Beine abspritzen etc. Obwohl es tatsächlich häufig so ist, dass Pferde das Abspritzen NICHT mögen, aber in ruhige Gewässer gern reingehen… Scheinbar mögen sie das Rumgespritze nicht 🙂

Am See angekommen – nach einem fast 9 km langen Ritt –  gab es erst mal eine kurze, wohlverdiente Graspause. Ich kann ja meine Pferde überall frei lassen, ohne, dass sie weggehen (ACHTUNG: NICHT ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN!!!).

Pferde Wasser vertrauen

Nach ca. 30 Minuten Verschnaufpause hab ich dann meine Pferde an einer ruhigen Stelle ohne Menschen ins Wasser geführt. Isländerstute Fjola hat erst mal den Grund abgetastet und war final mit dem Kopf bis über die Augen und nur knapp unter den Ohren am tauchen. Da hatte ich kurz etwas Angst, denn neben dem Zungenbein ist das Innenohr das wichtigste Gleichgewichtsinstrument beim Pferd. Deshalb sollte (auch beim Abspritzen/Waschen) NIEMALS Wasser in die Ohren des Pferdes gelangen!

Pferd ins Wasser

Übrigens: Auch wenn ein Pferd nur durchs Wasser „watet“, MUSS es die Oberfläche des Wassers mit den Nüstern anblasen. Pferde können aufgrund ihrer seitlich sitzenden Augen nicht wirklich sehen, wie tief das Wasser ist. Sie müssen es daher „anblasen“ mit der Nase dicht über der Wasseroberfläche, um einschätzen zu können, wie tief ein Gewässer ist. Deshalb meine Bitte an Dich:

GIB DEINEM PFERD DIE MÖGLICHKEIT, die WASSERTIEFE EINZUSCHÄTZEN, indem Du ihm LANGE ZÜGELN durch ein VORSTRECKEN Deiner ARME gewährst. So hast Du Dein Pferd noch immer „im Griff“, Du ziehst aber nicht in seinem Maul und Dein Pferd kann reell einschätzen, wie tief das Wasser ist. Viele Reiter wissen nicht, dass Pferde von oben nicht oder schlecht sehen können, wie tief ein Gewässer ist, und das ist auch der GRUND, WARUM VIELE PFERDE NICHT INS WASSER GEHEN WOLLEN!

Na ja, nach einem kurzen Fjola-Tauchgang hab ich meine beiden Helden dann angefeuert, mit mir ins Wasser zu kommen. Beide hatten kurze Zweifel, sind aber aufgrund meiner Zurufe gleich mitgekommen. Ich bin rückwärts geschwommen, sodass ich sie ansehen konnte…

mit Pferden Schwimmen

Mein Lusitano hat versucht, ganz dicht bei mir zu schwimmen, sodass ich ihn retten kann, falls er untergeht… Er hatte schon etwas Angst, als plötzlich kein Boden mehr unter den Füßen war. Meine Isländermaus hingegen hat das alles ziemlich cool gefunden und mit den Nüstern unter Wasser rumgeblubbert, mit den Beinen (wo sie noch stehen konnte) rumgeplanscht und bestimmt 5 x den ganzen Kopf inkl. Augen unter Wasser getaucht… Sie ist ein Seepferd!

Pferde ans Wasser gewöhnen

In jedem Fall war ich super stolz auf die Zwei und total „verliebt“…. Denn einmal mehr haben sie mir bewiesen, dass sie mir praktisch „blind“ vertrauen. Sie wissen, wenn ich ihnen sage, sie können das, dann WERDEN SIE ES SCHAFFEN – auch wenn sie selbst in dem Moment daran zweifeln.

Pferde Wasser

 

Dieses Vertrauen bekommt man aber nur geschenkt, wenn man

a) seine Pferde versteht und ihnen zuhört
b) seine Pferde nicht ständig überfordert
c) seine Pferde als gleichberechtigte Partner (oder in meinem Fall: Freunde und Familienmitglieder) ansieht und ihnen „eine Stimme gibt“.
d) für sie da ist – in GUTEN WIE IN SCHLECHTEN ZEITEN.

Und genau diese Punkte beachte ich und meine Pferde wissen das. Ich bin für sie da. Immer. Egal was passiert. Ich kümmere mich um sie. Und ich werde sie NIEMALS reiten oder ähnliches verlangen, wenn sie nicht fit sind… Das ist mein Versprechen… Ich wünsch Euch ganz viel Spaß mit Euren Pferden (mit und ohne Wasser)!

Eure 3er-Plansch- und Schwimmgruppe Sandra’s Seahorses 🙂

PS: Mehr Bilder demnächst auf meiner Fotoseite www.facebook.com/sandrafenclphotography 🙂

Wenn Pferde Angst vor Wasser haben

PPS: DANKE an meine Assistentin Nike Hertenstein fürs Fotografieren :)))

Am 21. und 22. Juni 2016 hatte ich die große Ehre mit meinem Lusitanobuben Rufino aktiv bei einem Seminar mit Jean-François Pignon am Reithof Gebhard in Kirchehrenbach im schönen Franken teilzunehmen. Ich hatte bereits zwei mal die Chance gehabt, bei Seminaren in Salzburg Jean-François zu bewundern und habe bereits zwei Artikel über ihn und seine Arbeit verfasst. Insofern war mir seine Arbeit einigermaßen bekannt 🙂

Sandra Wirklich riesig gefreut habe ich mich aber, als er zu mir in der ersten Einheit sagte: „Du hast Dein Pferd sehr gut ausgebildet ohne es tot zu machen, ohne dass es gelangweilt ist und ohne, dass es das Interesse an dir verloren hat. Das findet man sehr selten.“ Diese Aussage hat mich echt RIESIG gefreut und war mit Sicherheit eines der größten Komplimente, die ich in meinem gesamten Leben erhalten habe 🙂

Was er damit meint ist, dass man es als professioneller Trainer (und manchmal auch als Pferdebesitzer) oft“übertreibt“. Man übt Lektionen und Trainingsinhalte zu oft und zu intensiv… Die Pferde spulen dann ein „Programm“ ab, machen aber nicht mehr mit Freude und einem „lebhaften, interessierten Ausdruck“ mit.

Langeweile im Pferdetraining ist das eine regelmäßig anzutreffende Problem. Mangelnde Sprachkompetenz des Menschen in „Pferdisch“ ein anderes häufiges Problem. Viele Menschen drücken sich unklar dem Pferd gegenüber aus. Beispielsweise schauen sie ihm ständig lange in die Augen.  Wenn ein Pferd ein anderes intensiv ansieht, heißt das aber auf Pferdisch: „Ich habe ein Problem mit Dir“ und der Dialog wird sich meist in einer aggressiven Konfrontation fortsetzen.

Für Jean-François ist es ganz wichtig, dass man ein konsequenter und „starker“ Herdenführer ist. Das heißt unter anderem, man kann den Individualabstand von sich zum Pferd jederzeit kontrollieren und das Pferd verhält sich respektvoll dem Zweibeiner gegenüber. Nur so kann sich das Pferd auch in schwierigen Situationen beim Menschen vertrauensvoll anlehnen und entspannen…

Wichtig ist es somit, dass man sein Pferd korrigiert, wenn es beispielsweise ungefragt dem Menschen zu nahe kommt oder auch respektlos am Zweibeiner „rumnaselt“ oder sogar mit der Lippe (oder schlimmer noch: mit den Zähnen) am Trainer knabbert. Auch das ungefragte Anknabbern von Strick oder Gerte unterbindet der französische Meister der Freiheitsdressur. Konsequenz wird bei ihm groß geschrieben und das fällt vielen Menschen sehr, sehr schwer…

Pignonkurs Bayern

Auch im fremden Stall und ungewohnter Reithalle mit vielen fremden Pferden und zahlreichen Zusehern rundherum hat sich mein ehemaliges Wildpferd  Rufino an meiner Seite vollkommen entspannt… Das hat mich wirklich riesig gefreut 🙂

Eine feine, angemessene Korrektur mit der Gerte ist keine Gewalt… Gewalt entsteht im Kopf des Menschen mit einer negativen Emotion

„Wenn ich ein Pferd mit der Gerte berühre, passiert dies ohne negative Emotion. Das Pferd akzeptiert diese Korrektur sofort und unsere Beziehung verschlechtert sich dadurch nicht , sondern ganz im Gegenteil: Das Pferd sieht, dass ich „stark“ bin und vertraut mir noch mehr. Die meisten Menschen schaffen es aber nicht, Pferde ohne  (negative) Emotion/aggressives Verhalten mit der Gerte zu korrigieren. Sie „strafen“ mit Aggression, Frust oder Ärger… DAS nennt man dann Gewalt und es ist nicht gut für die freundschaftliche Beziehung mit dem Pferd…“

Jean Francois Pignon Sandra Fencl_sigJa, seine Emotionen, aber auch seinen Körper unter Kontrolle zu haben lernen die Teilnehmer in diesem Seminar… Und wie schwer es ist, sich komplett auch in (neuen), ungewohnten Übungen und Bewegungsabläufen zu entspannen, habe ich am eigenen Leib schon früher miterlebt…

Um die Aufmerksamkeit seines Pferdes zu gewinnen, lehrt Jean-François die Übung „Flanke verteidigen“. Man fokussiert dabei auf die Flanke des Pferdes und „attackiert“ sie sozusagen zuerst mit dem eigenen Blick und – bei Nichtreaktion des Pferdes – mit Gerte. Genauso wie es Pferde untereinander machen, wenn sie ihren Rang festlegen (gerade von Hengsten kennt man dieses Verhalten in sehr auffälliger Form).

„Häufig denken die Leute, dass das eine gymnastische Übung ist oder eine Übung, die man regelmäßig trainiert. Aber im Endeffekt möchte man mit dieser Übung lediglich die Aufmerksamkeit des Pferdes gewinnen. Das ist der einzige Zweck“ erklärt der Franzose eindringlich.

Extrem wichtig dabei ist, dass man die Übung mit Entspannung ausführt und sobald das Pferd reagiert, dem Pferd eine Entspannungspause gönnt. So lernt das Pferd, dass es sich in der Nähe des Menschen loslassen kann und es wird sehr aufmerksam und interessiert am Zweibeiner.

Gerade aber diese tiefe Entspannung in Körper UND Geist fällt vielen Menschen sehr schwer. Teils weil sie zB durch tägliche Büroarbeit an einer verspannten Schulterregion und Blockaden entlang der Wirbelsäule leiden. Teils weil wir zu „verkopft“ sind und unsere alltäglichen Probleme, Ärgernisse und Sorgen nicht zuhause lassen können… Und unsere Pferde sind echte „Verspannung-Scanner“ und Psychologen gleichzeitig…. NICHTS, aber auch gar nichts bleibt ihnen verborgen…

„Wenn Du nicht bei Dir bist, solltest Du nicht mit Deinem Pferd arbeiten. Das funktioniert nicht und frustriert beide Seiten nur“, bestätigt Jean-François meine persönliche Erfahrung aus der Praxis. Ich mache in meinem Seminaren – egal ob Sitzkurs, Bodenarbeitskurs oder Gangpferdeseminar auch regelmäßig bewusstseinslenkende Übungen, Atem- und Entspannungseinheiten. Denn je stiller wir im Geist sind, desto mehr wollen Pferde bei uns sein und desto besser können wir ihre sehr subtile Sprache wahrnehmen und selbst annehmen…

Nur wenn Du Dich selber entspannst, kann sich Dein Pferd bei Dir entspannen, wohl fühlen und somit gern mit Dir arbeiten!

Nur wenn Du Dich selber entspannst, kann sich Dein Pferd bei Dir entspannen, wohl fühlen und somit gern mit Dir arbeiten! Shirt sponsored by Caballo Classico

Wenn man die Aufmerksamkeit seines Pferdes gewonnen hat und ein grundsätzlich gutes Vertrauens- und Respektverhältnis besteht, dann kann man sein Pferd „zum Spielen einladen“. Dies geschieht über die „Rechts-Links-Schulter-Übung“. Das Pferd weicht hierbei NICHT der Gerte aus, sondern tritt aktiv auf die Gerte zu. Genauso wie wenn ein Wallach ein anderes Pferd zum Spiel auffordert…

Rufino hat diese Übung verstanden und reagiert sogar mit Schulterhebung auf meine Spieleinladung. Wichtig dabei ist auch hier, dass man eine entspannte Atmosphäre erhält und die innere Freude am Spiel dem Pferd auch ehrlich vorleben kann.

Sandra Fencl Jean Francois Pignon FreiarbeitWenn diese Übungen gut klappen, dann ist das Pferd für die Freiarbeit bereit….  Wer sich näher mit diesen Übungen, aber auch mit der Philosophie von dem Meister der Freiarbeit beschäftigen möchte, dem empfehle ich sein Buch „Un chemin vers la liberté“ empfehlen und seine DVDs. Die Gazelle-DVD ist wunderschön und wir haben sie uns beim Kurs alle zusammen abends angesehen.

Es war ein wirklich wunderbarer Abend und ich habe mit blendend mit Jean-François und seinen Freunden/Assistenten unterhalten (Gott sei dank kann ich fließend Französisch!!!). Auf der Website von  Jean-François Pignon könnt Ihr Bücher, DVDs etc bestellen.

Ich hoffe, nächstes Jahr kann ich evt. gemeinsam mit dem deutschen Ansprechpartner für Kurse mit  Jean-François einen Termin erhaschen und ggf. ein Seminar in München mit ihm veranstalten 🙂 Wer hierfür unverbindlich Interesse hat, gern zu meinem kostenlosen Infoletter Gesundes Pferd anmelden (rechts in der Box oder Email an info@sandrafencl.com). Ich halte Euch dann auf dem Laufenden…

Mehr Fotos zum Seminar ganz bald auf meiner Fotografieseitehttps://www.facebook.com/SandraFenclPhotography.

Wenn die Beziehung mit dem Pferd passt und der gegenseitige Respekt vorhanden ist, dann kann man auch mal gemeinsam "Mähne kraulen".

Wenn die Beziehung mit dem Pferd passt und der gegenseitige Respekt vorhanden ist, dann kann man auch mal gemeinsam „Mähne kraulen“.

Für alle, die noch Bilder vom Seminar mit Jean-François bestellen wollen, einfach kurze Email an info@sandrafencl.com. Ich sende Euch natürlich kostenlos und unverbindlich eine Auswahl zu und Ihr bezahlt nur die Bilder, die Ihr haben wollt und selbst ausgesucht habt… Ich habe wirklich ganz viele wunderschöne Aufnahmen „nebenbei“ geschossen 🙂

Sobald ich Zeit habe, werde ich noch einen weiteren Bericht zu diesem wunderbaren Kurs und den vielen, tollen Impressionen, Zitaten und Weisheiten, die ich mitnehmen konnte, verfassen. VIELEN DANK an dieser Stelle nochmals an das Organisationsteam und dem Reithof Gebhard. Ich habe mich wirklich WAHNSINNIG gefreut, dass ich aktiv dabei sein durfte 🙂

Hier noch ein Bild von der tollen abendlichen Vorführung, die Jean-François mit seinen Pferden auf der Koppel veranstaltet hat, oder: „ein Spiel unter Freunden“… einfach großartig!!!

Bis bald, Eure total begeisterte Sandra 🙂

jean_francois_Pignon_Sandra_Fencl Fotos

 

… und was ist die BASIS der Pferdemotivation?

 

Letzte Woche in meinem Abendseminar „Motiviere Dein Pferd“ hat mich eine Seminarteilnehmerin gefragt, „wie erkenne ich ein wirklich motiviertes Pferd„? Und ich finde das eine spannende Frage und möchte ihr deshalb einen Blogbeitrag widmen. Generell können wir uns an der AIDA-Formel aus der Werbebranche orientieren (ja, manchmal merkt man eben doch, dass ich Marketing studiert habe…).

 

A = Attention
Das Erste, das ich für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Pferd benötige, ist überhaupt die AUFMERKSAMKEIT meines (Trainings-)Pferdes. Wenn ich meinem Pferd total egal bin, dann wird es keine gute Möglichkeit der Zusammenarbeit geben. Ich muss also dem Pferd erst einmal bewusst machen, dass ich da bin. Das kann man zB durch schnelle Richtungswechsel im Roundpen erarbeiten. So nimmt das Pferd uns als Person wahr.

Motivation Pferd

 

I = Interest
Wenn Dein Pferd Dich wahrgenommen hat, sollte es (ehrliches) INTERESSE zeigen. Es kommt dann mit vorgestreckter Nase auf Dich zu und interessiert sich für Dich. Wie Du riechst, wie Du aussiehst, welche Ausstrahlung Du hast. (Wusstest Du übrigens, dass Pferde am Geruch erkennen, ob Du Vegetarier bist oder nicht? Für ein Fluchttier auch nicht uninteressant als Erkenntnis…)

Pferdemotivation

 

D = Desire
Wenn diese erste Kontaktaufnahme positiv war, und Dein Pferd Dich als interessant und im Idealfall sogar „kompetent“ einstuft, dann wird es den WUNSCH (desire) haben, sich Dir anzuschließen. 

Sandra Fencl Pferdetherapie

 

A = Action
Aus dem Wunsch, bei Dir zu sein, folgt dann die logische AKTION, dass Dein Pferd Dir folgt. Klingt eigentlich einfach, oder? 🙂

Kompliment_Sandra_Fencl_sig

Manche Leute finden das komisch, dass sich Pferde dem körperlich unterlegenen Menschen anschließen. Aber genau so funktioniert eine Herde. Die Pferde schließen sich nicht unbedingt dem (körperlich) stärksten Mitglied an, sondern dem Pferd, das am souveränsten, kompetentestens und ruhigsten auftritt…

Pferde, die eine mentale Stärke besitzen und eine innere Ruhe und Kraft haben eine überlegene Ausstrahlung, und das LIEBEN Pferde – auch beim Menschen. Deshalb sind nicht die Menschen, die „sehr laut“ sind, ECHTE Pferdeflüsterer, sondern wie das Wort schon sagt, Menschen, die mit leisen Signalen, aber klarer, feiner und ruhiger Körpersprache arbeiten… Denn Pferde lesen uns ständig, jede Minute, jede Sekunden, in jedem Moment…

Um auf die Ursprungsfrage zurück zu kommen, wie erkenne ich motivierte Pferde? Die Antwort ist einfach: Motivierte Pferde sind Pferde, die ihren Menschen ständig lesen, sich auf ihn konzentrieren und wirklich aufmerksam ihm gegenüber sind (das erkennt man zB am Innenohr, das zum Menschen zeigt). Gleichzeitig ist es auch so, dass sie ständig bereit sind, den Anforderungen des Menschen nachzukommen und „ihm gefallen wollen“.

Auch wenn es „unübliche“ Anforderungen sind, wie zB ein Handpferdesprung über ein Hindernis, oder das Durchreiten von sehr unwegsamem Gelände oder Flüssen. Ein Pferd, das seinen Menschen respektiert als kompetente und souveräne Führungspersönlichkeit und ihm somit vertraut, wird versuchen, in jeder Situation sein Bestes zu geben… Das Pferd vertraut dem Menschen sprichwörtlich sein Leben an… und das mit FREUDE und einer positiven Ausstrahlung (keinem „toten“ oder gelangweilten Ausdruck).

Handpferdereiten kann einem unerfahrenem Pferd zu mehr Sicherheit im Gelände verhelfen .12 (2)

Und das ist es, was Reiten für mich WIRKLICH sicher macht. Ein Pferd, auf das ich mich verlassen kann. Das immer bei mir als Reiterin nachfragt, „Frauchen, was machen wir jetzt?“ – auch in Situationen, die ggf. sehr ungewohnt (und damit ggf. sogar gefährlich) sein können…

Deshalb liegt mir viel daran, Pferde vielseitig auszubilden und ihnen zu zeigen, dass sie mir – in jeder Sekunde, in jeder noch so „komischen“ Situationen – vertrauen können. Und das gelingt nicht durch Dominanz, sondern durch gegenseitigen Respekt und einem partnerschaftlichen Umgang auf Augenhöhe. Denn wie heißt es so schön: „Die einzige Sicherheit im Leben, ist die Unsicherheit.

Alles Liebe,
Eure Sandra

motiviertes Pferd

PS: Ein einfaches Erkennungsmerkmal, ob ein Pferd WIRKLICH vertraut, ist, wie es in Stress-Situationen reagiert: Läuft es bei Stress davon oder läuft es, wenn es Angst hat, zu Dir her?

PPS: In diesem Video zeige ich auch noch mal in Wort und Bild wichtige Erkennungsmerkmale von motivierten Pferden. Viel Spaß beim Ansehen 🙂

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Im Mai 2015 war ich gemeinsam mit anderen Bloggern aus dem Pferdebereich zur Morgenarbeit von Anja Beran am Gut Rosenhof  geladen… (Genauer Bericht folgt)! Es war wirklich sehr nett und die Stimmung unter uns war extrem fröhlich und ausgelassen. So weit, so gut.

Ich hab mich aber nicht nur mit den anderen Bloggerdamen, Anja Beran, ihren Angestellten usw. unterhalten, sondern auch rechts und links mit anderen Zusehern (ja, ich bin sehr kommunikativ! Wer mich kennt, weiß das!)…

Echt interessant fand ich folgende  Feststellung einer jungen Dame: „Ich komme SO gern zu der Morgenarbeit bei Anja Beran. Die Stimmung in der Reithalle ist ein bisschen wie die Atmosphäre in einer Kirche für mich. Diese innere Ruhe, dieser Frieden, der in den Menschen und Tieren wohnt, er macht mich glücklich.“ Schön gesagt, oder?

Lipizzaner Favory Toscana in der gestreckten Passage.

Lipizzaner Favory Toscana in der gestreckten Passage.

Eine andere Zuseherin meinte: „Wenn ich bei Anja zugesehen habe, fahre ich immer sofort heim, und reite mein Pferd. Es geht dann immer viel besser und wir reiten viel mehr als Einheit und in Harmonie. Komisch ist das, aber irgendwie verbessert das Zusehen bei Anja Beran immer mein eigenes Reiten.“

Komisch? Nein. Denn tatsächlich ist es wissenschaftlich erwiesen, dass wenn wir anderen Menschen beim Sport zusehen, wir dieselben Muskeln aktivieren wie sie. Wir reiten quasi mit 🙂 Und insofern ist es tatsächlich wie ein kleines Training für uns, denn wir sozusagen mitreiten mit Anja (und ACHTUNG, die Morgenarbeit ist echt gut  leistbar für „Reiten mit Anja Beran“, hihi…).

Theorieunterricht bei Anja Beran

Theorieunterricht bei Anja Beran

Und außerdem schulen wir natürlich unser theoretisches Verständnis, warum Pferdetraining wie auszusehen hat. In der Morgenarbeit erläutert Anja anhand von verschiedensten Pferden und unterschiedlichsten Ausbildungsstufen „ihren Weg“ der Pferdeausbildung und wichtige theoretische Grundsätze des Pferdetrainings.

Lipizzaner Super in der Piaffe unter Vera Munderloh.Und drittens und für mich ganz besonders wichtig: Wir schulen und stärken unser inneres Bild. Eine schöne Piaffe, ein ausdrucksstarker spanischer Schritt, ein runder, schön versammelter Galopp… Alle Augen sind mit Entzückung auf die Pferde und schön sitzenden Reiter gerichtet…

Für mich ist es extrem wichtig, ein KLARES, INNERES BILD zu haben, von jeder Lektion, von jeder Gangart, von jedem Moment des Reitens… Nur wenn ICH MIR im Klaren bin, wie etwas auszusehen hat, kann ich meinem Pferd ein klares, inneres Bild „schicken“ (und als Ausbilder, es meinem Schüler klar vermitteln).

Nur so wird langfristig Reiten schön und konstant, und nicht ein „Zufallsprodukt“, einmal gelingt eine Lektion, einmal nicht…. ->>> Siehe auch mein Blogbeitrag: Warum ein klares, inneres Bild beim Reiten so wichtig ist

Anja Beran und Vera Munderloh sind seit vielen Jahren ein eingespieltes Team.

Anja Beran und Vera Munderloh sind seit vielen Jahren ein eingespieltes Team.

In diesem Sinne, wer noch nichts vor hat morgen, am besten gleich vorbei schauen. Die beiden letzten Termine der Morgenarbeit bei Anja Beran sind nämlich:

6. September 2015 und

4. Oktober 2015

Bin gespannt, was Ihr sagt 🙂
Euch allen in jedem Fall ein schönes Wochenende!

Eure Sandra


rufino lkw
Heute möchte ich mich mal dem Thema „dem Pferd Sicherheit geben“ annehmen. Immer wieder sehe ich in der Praxis, dass das eines der größten Themen (und Probleme?) in der Pferdewelt ist. Warum ist das so? Und was sind wichtige Gedanken dazu?

Das Pferd ist ein Fluchttier -> ok, das wissen wir sicherlich alle. Aber ich denke, manchen Leuten ist NICHT bewusst, was das für die Pferd-Mensch-Beziehung bedeutet… Wenn wir uns mit unserem Pferd beschäftigen, dann sind in dem Fall (und besonders, wenn wir allein im Gelände oder Reitbahn sind), sind wir sein „Herdenersatz“.

Handpferdereiten kann einem unerfahrenem Pferd zu mehr Sicherheit im Gelände verhelfen .12 (2)Das heißt, es muss sich auf UNS verlassen können, dass wir kompetent auch schwierige/gefährliche/für das Pferd angsteinflößende  Situationen souverän und ruhig meistern… Nur dann reagiert ein Pferd in schwierigen Situationen SICHER und berechenbar, und nur dann ist das Pferd auch für UNS sicher…

Ich weiß, manche Leute denken manchmal, wenn ich mit meinen Pferden unterwegs bin: „Die spinnt“, weil ich mir überhaupt keine Sorgen mache in vielen – für andere Menschen „schwierigen“ –  Situationen…

Beispielsweise war im August beim Trainer Klassisch-Barock in Heist bei Hamburg (Detailbericht folgt!!!).

Schlappe 1.200 km hatten mein Pferd und ich zu bewältigen (einfache Strecke). LANGE hab ich überlegt, ob ich ihn besser mit dem LKW schicke als allein im „normalen“ Hänger zu fahren. Aber ich hab mich dagegen entschieden. Warum?

Weil ich weiß, dass mein Großer sich sicherer fühlt, wenn er weiß, dass ich vorne im Skoda sitze… (und mein Auto und unseren Hänger erkennt er blind…) Im LKW hätte er nicht gewusst, wo ich bin und das hätte ihn verunsichert (und ein verunsichertes Stierkampfpferd ist nicht gut…).

Und die Entscheidung war richtig, weil er war VÖLLIG entspannt. Ich hab ihn 2 x pro Fahrt ausgeladen und war jeweils über 1 Stunde mit ihm spazieren, grasen an der Hand, und es gab tolle Bio-Zusatzfutter zur (Muskel-)Entspannung und kurze Lockerungsmassagen (weitere Tipps beim Thema „Entspanntes Hängerfahren mit Pferd).

20150730_073124Zu meiner eigenen Sicherheit (und inneren Ruhe) bin ich übrigens das erste Mal mit Anhänger-Kamera gefahren -> eine meiner besten Entscheidungen meines Lebens! Der Testbericht zur Hängerkamera folgt übrigens in Kürze 🙂

Auch auf Autobahnparkplätzen war er völlig ruhig und gelassen (wollte aber ganz dicht in meiner Nähe sein)… Wenn Du es geschafft habt, dass Dein Pferd sich in Deiner Nähe WIRKLICH sicher fühlt, dann hat Dein vierbeiniger Freund bei Gefahr überhaupt nicht die Idee, von Dir WEGZULAUFEN. Ganz im Gegenteil, wenn es sich unsicher fühlt, wird es zu Dir herkommen/sich annähern (dich jedoch niemals umrennen). Aber das tut es nur, wenn Du eine (gesicherte) Mitte hast (so nenne ich das immer)… 20150730_195741

Wenn nicht, bist Du für das Pferd „nicht kompetent“ und es wird entweder ein anderes, sicheres Pferd (wenn vorhanden) suchen, und an ihm „kleben“ oder aber versuchen, so schnell wie möglich heimzukommen in den Schutz seiner Herde… (Das ist übrigens auch die Erklärung für alle, die Probleme mit „Klebern“ haben, also Pferden, die sich schlecht von der Herde trennen lassen… Gib ihnen einen kompetenten, „geerdeten“ Reiter und sie werden gern allein ausreiten gehen…).

Hier auf dem Bild mit den LKWs fragt Rufino gerade: „Frauchen, haben wir alles unter Kontrolle?“ Und ich „antworte“ ihm: „Ja, alles bestens“. Und er entspannt sich wieder und senkt den Kopf 🙂

Ich kenne meine Pferde und weiß genau, wann sie Stress bekommen. Mein Lusitano war ein sehr ängstliches Pferd, als ich ihn bekommen habe, weil er kannte nichts (außer riesige Koppeln). Er hatte Angst vor allem, vor Menschen sowieso, aber auch vor eigentlich „normalen Dingen“ wie Bäumen… Ich habe Dinge mit ihm erlebt, die ich KEINEM Pferdefreund wünschen würde. Aber ich habe von ihm so viel gelernt, unter anderem:

Sicher ist ein Pferd nur, wenn es dir völlig vertraut und DU SELBST DIR DEINER SACHE SICHER BIST… ansonsten wird es mit dem Fluchttier Pferd immer gefährlich/nicht berechenbar/risikoreich bleiben… und das fängt beim Führen schon an…

20150816_150202Auf der Heimfahrt sind wir dann durch Ostdeutschland gefahren, weil es auf der normalen Route wieder Megastau gab  (auch das wünsche ich keinem Pferdebesitzer bei über 1.000 km Fahrtstrecke…). Aber gut, frau muss das Leben nehmen, wie es ist, und alles Schlechte hat auch sein Gutes 🙂 Und so haben Rufino und ich Ostdeutschland bei unseren Pausen erkundet und waren beide BEGEISTERT, wie schön es da ist.

Da gibt es wunderschöne alte Gebäude (die aber tw. leider verfallen), riesige, alte Bäume, total urige Landschaften, und Streuobst, das wir gemeinsam essen und sogar sammeln durften (danke noch mal an die lieben Leute!!!).

20150816_150053Ja, die Fahrt war ein Erlebnis. Aber genau solche gemeinsamen Erlebnisse (und kleine Abenteuer) bringen Dein Pferd und Dich einander näher und machen Euch zu einem ECHTEN Team…

Wie man seinem Pferd (noch mehr) Sicherheit gibt, das möchte ich Dir in meinem nächsten Blogbeitrag erläutern… Also schau gern mal wieder vorbei 🙂

Knien

Deine Sandra und Rufino 🙂

PS: Gern auch teilen, ich freu mich, wenn ich den einen oder anderen Pferdefreund zum Nachdenken anregen kann…

PPS: Unbedingt auch RECHTS zu meinem kostenlosen Infoletter „Gesundes Pferd“ anmelden, dann erhälst Du alle ca. 6 Wochen tolle Tipps, Infos, Berichte und Kursinfos per Email!

PPPS: Foto von http://barockpinto.com/