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Letztens hatte ich eine interessante Konversation mit einem portugiesischen Reittrainer. Er erzählte, wie er seinen Sohn zuhause unterrichtet hatte, während er an diesem Tag zufällig viele interessierte Zuseher und somit Besucher am Stall hatte. Er war an diesem Tag sehr streng mit seinem Sohn und hat ihn auch kurz mal etwas „angeschrien“. Der Sohn kam nachdem alle Besucher weg waren zu ihm und sagte: „Papa, Du kannst mich doch nicht vor allen Leuten so anschreien!“ Sein Vater und Reitlehrer erwiderte: „Doch, weil Du nicht umgesetzt hast, was ich Dir angewiesen hatte. Und im Endeffekt ist es so: Wenn ich Dich unterrichte, bist Du NICHT mein Sohn, sondern ein Reitschüler!“

Das ist ja interessant“ dachte ich ich für mich. Ich unterrichte seit vielen Jahren schon meine eigene Familie, wann immer Zeit bleibt und hatte damit noch nie ein Problem. Ich behandelte sie aber auch immer wie alle meine anderen Reitschüler (und mein Vater sagte auch immer, als er noch aktiv ritt, ich sei SEHR streng…). Was für mich aber der weiterführende Gedanke war, war folgender: Wenn ich meine zweibeinige Familie wie „fremde Schüler“ unterrichte, warum reite ich dann meine „vierbeinigen Schüler“ nicht wie Berittpferde? Mein Lusitano Rufino ist ein echtes „Charakterpferd“ und viele würden ihn wahrscheinlich als kompliziert und schwierig beschreiben. Mein kleines Wildpferd hat schon wahnsinnig viel gelernt auf unserem gemeinsamen Weg und ich mindestens genauso viel von ihm wie er von mir. Nichts desto trotz war mir schon mal aufgefallen, dass ich mit ihm nicht so schnell voran komme wie mit vielen meiner Berittpferde.

Abends stand ich dann vor ihm und sagte zu ihm leise: Zwetschgi, heute wenn wir gemeinsam reiten, reite ich Dich wie ein Berittpferd.  Du bist dann für diese eine Stunde nicht mein Prinzi-Zwetschgi, sondern mein Berittpferd, ok? Er schaute mich mit seinen wunderschönen Augen kurz an und gab mir dann ein festes Nasenbussi (das macht er oft, weil er war ja ein Wildpferd und behandelt mich deshalb auch wie ein Pferd). Ich interpretierte das mal als Zustimmung, haha.

Mein kleines Wildpferd Rufino - er hat mir schon soooo viel beigebracht!

Mein kleines Wildpferd Rufino – er hat mir schon soooo viel beigebracht!

An diesem Abend ritt ich ihn wie noch nie: Jeder „kleinste Fehler“ wurde sofort „korrigiert“. Die Hinterhand wurde aktiviert aufs Maximum, die Arbeitsreprisen waren so intensiv, dass er wie meine Stute Fjola kleine, aber zufriedene Anstrengungsgrunzgeräusche von sich gab. Ich war erstaunt. Ich hatte diese Geräusche bei ihm noch nie gehört, merkte aber sofort, dass ich ihn heute tatsächlich „anders“ ritt. Nicht gewaltvoll (das würde ich sowieso NIE tun – mit keinem Pferd!!), auch nicht zuuu fordernd, aber irgendwie noch konzentrierter und strenger als sonst. Am Ende unserer Trainingseinheit waren wir beide etwas müde von der intensiven und exakten Arbeit, aber beide SEHR zufrieden mit dem Ergebnis. Ich dachte: „Interessant“ und wiederholte die „innere Einstellung“ beim Training am nächsten Tag.

Nach einer Woche stellte ich fest: Rufino hatte in der einen Wochen Training mehr gelernt als in dem Monat zuvor! Ich war begeistert und er auch! Wir machten schöne, kleine Babypassage mit freudigen Grunzgeräuschen und einem sehr stolzen Rufino. Die fliegenden Wechsel wurden auch viel besser und der Galopp noch weicher und ruhiger und balancierter. Ich war überrascht über das Ergebnis und Rufino wahnsinnig stolz.

Tja, aber so ist es manchmal. Selbst als Profi ist man nicht „gefeit“ davor, sein eigenes Schatziputzi-Pferd anders zu behandeln als seine sonstigen Trainingspferde…. Und mit dieser neuen Erkenntnis und meinem neuen, objektiveren, inneren Bild kommen Rufino und ich jetzt noch schneller und besser im Training voran. Und das macht WIRKLICH Freude. Ich habe mittlerweile auch bei einer Reitschülerin entdeckt, dass sie das Bild des „Fremdpferdes“ beim Reiten braucht, um ihr Pferd wirklich effektiv und gymnastisch wertvoll zu reiten. Weil wenn man zu „vorsichtig“ ist, heißt das nicht, dass es zum Vorteil des Pferdes ist!

Mein Rufino - ein stolzes, aber kein einfaches Pferd :)

Mein Rufino – ein stolzes, aber kein einfaches Pferd 🙂

Pferde sind von Natur aus „Energiesparer“, sonst hätten sie im Laufe der Evolutionsgeschichte gar nicht überlebt. Deshalb muss man manchmal die Energie aus der Hinterhand schon etwas „rauskitzeln“. Weil von allein geben manche Pferde nicht 100 Prozent Leistung, sondern nur 70 oder ggf. auch noch weniger. Das bedeutet aber bei den meisten Pferden: Sie latschen auf der Vorhand! Und als Pferdetherapeutin kann ich Dir sagen: Vorhandlastigkeit und die zu wenig korrigierte Schiefe der Pferde ist meiner Erfahrung nach das Gesundheitsrisiko Nummer EINS unserer domestizierten Pferde! Vorhandlastigkeit fördert enorm die Disposition (Neigung) für frühen Verschleiß aufgrund von Arthrosen, aber auch Sehnen- und Bänderschäden oder auch „diffuse Schulterlahmheiten“, Hufrollen- oder Gelenksentzündungen. Deshalb ist es sehr wichtig, den „Motor“ des Pferdes zu aktivieren und somit die Vorhand zu entlasten.

Vielleicht verhilft auch Dir der Gedanke „Ich reite mein Pferd wie ein Fremdes“ zu mehr Konzentration und Konsequenz mit Deinem Pferd 🙂 Denn manchmal sind wir tatsächlich ein bisserl sehr „nachsichtig“, wenn es um unser geliebtes Schatziputzi oder „Zwetschgi“ geht.

Beim Pferdetraining sollten Pferd und Mensch Spaß haben und es soll aber gleichzeitig gesundheitsfördernd und nicht verschleißend fürs Pferd sein.

Beim Pferdetraining sollten Pferd und Mensch Spaß haben und es soll aber gleichzeitig gesundheitsfördernd und nicht verschleißend fürs Pferd sein.

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Spaß beim gesundheitsförderndem Pferdetraining!
Deine Sandra

PS: Du möchtest lernen, ein vorhandlastiges von einem gut balancierten Pferd zu unterscheiden? Du willst Dein Pferd bereits am Boden zu einer aktiven Hinterhand und damit gesunden Bewegungsmechanik verhelfen? Du möchtest die Schiefe Deines Pferdes verstehen und selbst biomechanisch wertvoll korrigieren? Dann bist Du in meiner großen Online-Ausbildung der zirzensischen Gymnastik und gesundheitsfördernden Bodenarbeit genau richtig! Sehr gerne sende ich Dir alle Infos hierzu unverbindlich zu 🙂 Sende mir einfach eine Email an info@sandrafencl.com !

Heute habe ich mal einen kleinen Trainingstipp für Euch. Etwas ganz Simples. Jedoch etwas, was leider zu wenig praktiziert wird! Der tiefe Blick in die Pferdeaugen nach dem Reiten. Ich sehe meinen eigenen Pferden und auch meine Berittpferden sehr gerne tief in ihre Äuglein. Viele „Natural Horsemanship-Trainer“ behaupten, dass wir als Raubtiere das nicht tun sollten mit dem Beutetier Pferd. Das stimmt meiner Meinung nach aber nicht!

Pferde können sehr wohl zwischen einem liebevollen Blick und dem aggressiven Ausdruck eines Raubtieres unterscheiden! Ich weiß nicht, warum man Pferden ständig so wenig „Intelligenz“ zuspricht und sie immer „degradiert“. Dabei sind sie so wahnsinnig kluge, weise Tiere, von den wir so viel lernen können (wenn wir ihnen zuhören). Na ja, zurück zum Thema:

Ich sehe gern Pferden besonders nach dem Training in die Augen. Warum?

1.) Ist es interessant, wie die Pferde den Blick erwidern:

-> „Strahlen“ sie mir fröhlich entgegen? Dann hab ich alles richtig gemacht.
-> Wirken sie etwas müde, aber trotzdem zufrieden, war das Training zwar anstregend, aber trotzdem positiv (ich weiß aber dann, dass ich am nächsten Tag auf jeden Fall ruhigeres Programm machen sollte, um Übertraining zu vermeiden).
-> Wenn man hingegen einen „leeren, toten, stumpfen oder genervten Blick“ des  Pferdes erwidert bekommt, sollte man sich ganz dringend  Gedanken über das Pferdetraining machen. Manchmal sieht man diesen Blick bei Pferden nur, wenn sie von einem „Profitrainer“ gearbeitet oder unterrichtet werden. Schau Deinem Pferd in die Augen, es wird Dir klar sagen: „Dieser Trainer ist nichts für uns!“

Sehr oft sehe ich in meinem Kursen Pferde, die von früheren Trainern missverstanden und somit auch nicht pferdegerecht trainiert wurden. Ich sehe das an der Reaktion, wenn ich sie zB überschwänglich lobe. Sie schauen mich dann erstaunt an und ich weiß, sie werden sonst nicht viel vom Profi gelobt. Oder aber, sie machen einen „Fehler“ und reagieren sofort mit Stress oder sogar Fluchtversuchen – auch dann weiß ich, dass dieses Pferd im sonstigen Unterricht öfter mal ungerecht abgestraft wird. Ich sage dann den Besitzern, was ich in den Augen der Pferde lese und oftmals sind die Besitzer völlig erstaunt, dass ich das sehen kann und berichten mir dann, dass ein Trainer das Pferd mal geschlagen hat. Interessanterweise kommt mir das am aller häufigsten bei Haflingern unter. Schlimm ist das. Denn die schönen Blonden sind ganz ausgesprochen kluge Pferde und ich schätze sie sehr.

Haflinger gehören zu meinen größten Lehrmeistern. Sie sind ausgesprochen klug und kritisch in der Trainerwahl :)

Haflinger gehören zu meinen größten Lehrmeistern. Sie sind ausgesprochen klug und kritisch in der Trainerwahl 🙂

2.) Neben der psychischen Befindlichkeit des Pferdes sagen die Augen der Pferde auch etwas über den Stoffwechsel des Pferdes aus! Das hier ist ein Bild von Marshall nach unserem gemeinsamen Training (und nach seiner Kraftfuttergabe, von der die Hälfte noch auf seiner Nase klebt). Marshall habe ich aktuell in Teilberitt. Er kam sehr dünn und untrainiert zu uns an den Stall und ich baue ihn gemeinsam mit seiner Besitzerin  langsam wieder auf 🙂 Er ist übrigens ein „Videoprojekt“ für meinen nächsten Online-Verlasspferdekurs mit Start 14. November 2018. Denn ich glaube, es ist für viele Pferdefreunde interessant, wie man ein älteres Pferd (er ist 18 Jahre), das SEHR steif und auch viel zu mager ist und keine Muskulatur hat, wieder aufbaut.  Was man in jedem Fall auf diesem Handyfoto sieht, sind sehr schöne, klare Augen und ein Pferd mit „frischer, jugendlicher Ausstrahlung“.

Pferdetraining_Bayern

Klare Augen zeigen, dass der Stoffwechsel beim Training positiv stimuliert wurde.

Die Augen sind nicht nur der Spiegel der Seele. Die Augen sind in der traditionellen chinesischen Medizin auch das Sinnesorgan der Leber. Die Leber wiederum ist das vielleicht wichtigste Organ für die Entgiftung und einen gesunden Stoffwechsel. Somit sehen wir anhand der Pferdeaugen sehr gut, wie der Stoffwechsel des Pferdes im Moment arbeitet . Hier sehen wir wunderbar glänzende, wache Augen, die deutlich klarer sind als vor dem Training (leider hab ich kein Foto gemacht, aber das nächste Mal!).

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem kleinen Blogbeitrag animieren, öfter mal und „bewusst“ Deinem Pferd (nach dem Training) in die Augen zu sehen.  Übrigens: Was man mit „angeschlagenen Augen“ macht, erkläre ich übrigens demnächst auch in einem Videotipp. Deshalb abonniere am besten gleich kostenlos meinen Youtubekanal Sandra Fencl:

https://www.youtube.com/sandrafencl1001

Pferdetraining Muenchen

Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag und viel Freude Dir und Deinem Pferd beim gemeinsamen Training!
Deine Sandra

 

Gedanken zum Sonntag: Warum wir nur in der Stille zu uns selbst und zur Balance unseres Pferdes finden

Immer wieder stelle ich in Gesprächen mit meinen (Online-)Reitschülern fest, dass man oft in seinem Verhalten beeinflusst wird, wenn andere Leute einem beim Reiten zusehen. Egal ob ein fremder Reitlehrer, eine Reitkollegin, die man besonders schätzt oder auch auch gar nicht mag, eine Trainerkollegin oder vielleicht auch der eigene Freund – wenn man sich „unter Beobachtung fühlt“ – dann ist plötzlich alles anders.

Man reitet auf einmal Lektionen, die eigentlich noch gar nicht an der Reihe waren. Man versucht seine tollste Trabverstärkung zu zeigen oder übt halbe Tritte, obwohl das Pferd noch gar nicht dafür bereit ist. Und plötzlich – ja, plötzlich – geht gar nichts mehr! Das Pferd will nicht und wir ärgern uns, weil wir doch genau jetzt wo A oder B zusieht, besonders schön reiten wollten. Und da lässt uns unser Pferd im Stich…

Tut es das wirklich? Die klare Antwort ist: Nein! Es hält uns nur einen Spiegel vor. Es sagt uns ganz klar, dass es nicht unsere Marionette des Ehrgeizes oder Statussymbol oder Objekt zur Profilierung unseres Egos ist, sondern ein feinfühliges Wesen, das Respekt und Konzentration verlangt! Ja, die Konzentration ist es, die die WAHREN Erfolge mit dem Pferd sicher stellt. Und zwar eine Art von Konzentration, die eher an Meditation erinnern lässt als an „angestrengtes Fokussieren“.

Denn nur wenn wir diese innere Stille finden, nur wenn wir den Kopf leer machen und frei von Gedanken sind wie „Was esse ich heut abend?“ oder „Oh, ich muss noch einkaufen gehen, jetzt noch schnell galoppieren und dann heim.“ Oder: „Ah, der XY sieht zu, na, dem zeig ich jetzt mal, was mein Pferd schon alles kann.“ Ja, wenn wir all diese Gedanken beiseite räumen und nur still in unser Pferd reinhören, nur dann können wir mit ihm zu einer Einheit verschmelzen.

Pferde richtig trainieren

Und genau das ist es, was ECHTES Pferdetraining für mich ausmacht: In sein Pferd hineinhören. Ihm zuhören. Und sich jeden Moment fragen: „Wie kann ich meinem Pferd helfen, seine perfekte innere wie äußere Balance zu finden? Wenn ein Pferd sich beispielsweise kurzfristig etwas aufregt, weil ihm eine neue Lektion noch etwas schwer fällt oder das Pferd galoppieren etwas „aufregend“ findet, dann mache ich einfach leichten Kontakt am Hals mit einem Finger. Das sieht man von außen kaum (ist mir auch egal), aber das Pferd merkt sofort, ich habe seinen emotionalen Zustand gemerkt und bin für mein Hotti da und ich bin präsent. Die Pferde reagieren fast immer mit sofortiger Entspannung (abgesehen davon sind am Widerrist auch „Entspannungsreflexpunkte“). Denn „verstanden werden“ ist für Pferde genauso wichtig wie für uns. Das gibt ihnen Sicherheit.

Aber auch auf körperlicher Ebene ist es wichtig, jeden Moment präsent zu sein. Jeden Moment zu schauen, ob ein Bein zu viel Last trägt und damit Takt und Losgelassenheit negativ beeinflusst werden. Jeden Moment dem Pferd eine Hilfe in der Findung seiner eigenen Balance sein. Nur ein Pferd, das in körperlicher Balance ist, wird auch wirklich seelisch ausgeglichen sein können. Und um unserem Pferd in Balance zu verhelfen, müssen wir selbst auch in Balance sein. Und beim Pferd. Nicht „in der Arbeit“. Nicht beim Streit mit dem Freund. Nicht bei Zusehern, die unser Reiten ggf. argwöhnisch verfolgen.

Nur bei unserem Pferd. Und wenn wir das sind, Tag für Tag, Woche für Woche, dann wird sich der Trainingserfolg selbst einstellen. Denn durchs „stille Fühlen“ werden wir unserem Pferd zu besserer Balance verhelfen. Denn nur wer still ist, kann wirklich fühlen. (Deshalb darf ich in Reitstunden auch nicht sooo viel plappern mehr… ).

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen stillen Sonntag!

Mein Lusitano Rufino war der beste Lehrmeister, um mich zur "inneren Stille" zu bringen :)

Mein Lusitano Rufino war der beste Lehrmeister, um mich zur „inneren Stille“ zu bringen 🙂                       Foto: Alisa Konrad

Eure (sonst sehr aufgeweckte) Sandra

PS: Wenn Du an Dir selbst „arbeiten“ möchtest, dann bist Du in meinen nächsten Online-Seminaren GENAU richtig. Ich bin so wahnsinnig stolz auf meine Teilnehmer aus den Verlasspferdekursen, weil sie sooooo glorreiche Fortschritte machen, dass ich manchmal fast zu Tränen gerührt bin 🙂 Wenn Du unverbindlich verständigt werden möchtest, wenn der nächste Online-Verlasspferdekurs oder Online-Zirzensikkurs startet, schreib mir bitte einfach eine Email an info@sandrafencl.com 🙂

Neulich lese ich ein Zitat von Goethe:
 
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.“
(Johann Wolfgang von Goethe – deutscher Dichter, 1749-1832)
 
Ich schmunzle und denke: „So recht hatte Goethe“.
 
Ich denke sofort an meine letzten Kurserfahrungen… Tolle Teilnehmer und tolle Pferde. Aber immer wieder stelle ich fest, dass Pferdebesitzer direkt ein „schlechtes Gewissen“ haben, wenn sie merken, dass sie Dinge falsch machen oder falsch gemacht haben oder schlecht sitzen oder einfach zu langsam in ihren Reaktionen/Hilfen sind…
 
Nun ist es für die meisten genauso wie für mich, dass wir NICHT als Reiter geboren werden… Reiten ist eine koordinativ hochkomplexe Sportart, die dann zu allem Überdruss auch noch mit einem Fluchttier, das nicht dafür gemacht ist, uns zu tragen, stattfindet… Tja, ein Raubtier auf ein Fluchttier zu setzen, ist ja per se schon eine ziemlich lustige Idee, wie ich finde…
 
So, zurück zum Thema: Reiten ist also schwierig. Ein Sprichwort sagt: „Ein Menschenleben ist zu kurz zum Reiten lernen.“ Das mag sogar sein 🙂 Ich reite seitdem ich 6 Jahre alt bin… Das sind also jetzt mal schlappe 33 Jahre (ja, ich bin ALT!!!!). Und trotzdem reite ich noch nicht so, wie ich mir das vorstelle… und das, obwohl ich PROFI bin.
Nun ja, der Anspruch mag eher hoch sein, aber was ich damit sagen möchte: „Wenn ich als Profi noch immer nicht meine eigenen Ziele erreicht habe, dann müssen sich Pferdebesitzer schon 3 x nicht „schlecht fühlen“, Fehler zu machen!
 
Ich habe schon wirklich sehr, sehr, seeeeeeeeeeeeehr viele Pferde in meinem Leben gesehen und auch viele Pferdebesitzer dazu. Und was ich sagen kann, ist: (ACHTUNG, jetzt kommt ENDLICH die POINTE):
 
Wenn Du mit Deinem Pferd mit offenem Herzen und bestem Gefühl und Gewissen trainierst und etwas falsch machst, dann wird dir das KEIN PFERD ÜBEL NEHMEN. Pferde spüren, wenn wir versuchen, alles richtig zu machen. Und auch wenn es dann mal nicht klappt und wir mal kurz das Gleichgewicht verlieren und mal in den Rücken plumpsen oder auch kurz zu lange am Zügel hängen, dann ist das sicherlich nicht optimal, aber die Pferde nehmen uns das nicht bös…
 
Sie WISSEN, wenn wir versuchen, alles richtig zu machen und es halt dann gerade mal nicht klappt… Sie merken, wenn wir sie lieben und respektieren und erwidern das mit unendlicher Geduld und Großmütigkeit…
 
Deshalb: KEINE ANGST VOR FEHLERN!!! Fehler passieren überall. Mein Paps hat immer gesagt: „Wo gearbeitet wird, da fallen Späne„… und so ist es auch im Pferdetraining… Nur wichtig ist, dass man es VERSUCHT richtig zu machen, dass man seinem Pferd zuhört und mit GEFÜHL und Liebe arbeitet…
 
Pferde verzeihen uns alles, wenn wir ihnen mit Respekt und Liebe begegnen.

Pferde verzeihen uns alles, wenn wir ihnen mit Respekt und Liebe begegnen.

In diesem Sinne,

Euch allen einen poetischen Sonntag 🙂
Euer Goethe-Fan Sandra
PS: Tiefgründiges Hintergrundwissen über das Thema Pferdeausbildung und „Takt und Losgelassenheit“ erfährst Du in meinem nächsten LIVE-Onlineseminar (mit Videoaufzeichnung) 🙂 Alle Infos hier:  https://www.edudip.com/w/260732

Neues Jahr, neues Glück oder neues Jahr, gute Vorsätze – so heißt es zumindest in deutschen Redewendungen. Aber was würden sich Pferde von ihren Besitzern wünschen? Ich habe mich unter den Vierbeinern mal umgehört und die Top Ten der Pferdewünsche an ihre Besitzer zusammen getragen:
Pferdetraining Sandra Fencl nase plain

Platz 10: Mehr Bewegung.
Viele Pferde wünschen sich mehr Bewegung. Bewegung bedeutet aber nicht zwingend Reiten,
sondern auch einfach mal auf die Koppel gelassen zu werden, oder im Winter mal an der Hand etwas spazieren geführt werden, mit einem Kumpel freilaufen dürfen oder auch mal ein bisschen Freiarbeit oder Grasen an der Hand. Vielleicht kann man ja gerade in der Winterszeit statt sich auf einen Plausch im Kaffeehaus zu treffen, auch einen Frischluftspaziergang beim Pferd treffen? Auch vielen „Nicht-Pferdemenschen“ tut etwas Bewegung an der frischen Luft gut und bringt ggf. auch das eine oder andere Festtagskilo zum Schmelzen…

Pferde sind bekanntermaßen Bewegungstiere und gehören zur Gattung des „Fernwanderwildes“. Sie sind dafür konzipiert TÄGLICH 12 bis 30 Kilometer zurück zu legen. Nur so funktionieren Verdauung, Stoffwechsel und Kreislauf, Hufmechanismus und Hufwachstum, Muskeldurchblutung, aber auch die Ernährung der Gelenke optimal und man kann so Muskelverspannungen und Koliken vorbeugen. Ein angenehmer Nebeneffekt von alternativen Bewegungsformen ist außerdem,  dass viele Pferde viel motivierter, leistungsbereiter und ausgeglichener sind, wenn sie nicht immer „nur geritten werden“.

Sandra Fencl Pferdetherapie

 

Platz 9: Mehr Raufutter.
Pferde sind sogenannte Dauerfresser. Wildpferde fressen bis zu 18 Stunden – meist wenig gehaltvolles Futter – am Tag. Je weniger Energiewert das Futter aufweist, desto länger fressen Pferden und desto weitere Strecken legen sie dadurch auch zurück. Denn Fressen bedeutet für Wildpferde gleichzeitig Fortbewegung. Diese Wechselbeziehung zwischen Energiegehalt des Futters und täglichem Bewegungspensum ist auch bei den sogenannten „Zivilisationskrankheiten“ wie zB EMS, Cushing oder Hufrehe, aber auch Kotwasser unserer domestizierten Pferden zu beachten.

Fresspausen von „nur“ 4 Stunden erhöhen das Risiko von Magengeschwüren bzw. Magenschmerzen, aber auch Koliken und Aggressivität enorm. Wenn Dein Pferd zu dick wird, kannst Du möglichst grobfaseriges Heu besorgen oder auch etwas Stroh oder in kleinen Mengen auch ungiftige zB Obstbaumäste zufüttern, bzw. auch Heunetze verwenden oder über Punkt 10 nachdenken -> ggf. braucht Dein Pferd mehr Bewegung…ausreichend Raufutter

 

Platz 8: Koppel-/Haltungspartner finden, die harmonieren.
Unsere domestizierten Pferde haben den großen Nachteil: Sie können sich weder ihre Lebensregion, noch ihre „Familie“ aussuchen. Sie werden einfach bunt zusammen gewürfelt: Isländer mit Spaniern, Haflinger mit Friesen, Araber mit Shetties… Und auch bei Pferden kann Rassismus ein Thema sein (klingt komisch, ist aber so: Die mit Abstand rassistischte Rasse ist meiner Erfahrung nach das Islandpferd, gefolgt vom Haflinger).

Nicht jedes Pferd ist für große Herden gemacht und viele erleiden großen Stress bei großen oder auch schlecht passenden Koppelgemeinschaften. Deshalb ist die individuelle, optimale Haltungsform nicht immer ein großer Offenstall oder Aktivstall. Jedoch wünschen sich die Pferde sehr, gemeinsam mit zumindest einem Kumpel über die Weide toben zu können, sich austauschen und bekuscheln, aber auch mal necken zu dürfen. Ein Leben in Einzelhaft ist – wie ich finde – kein Leben für das Herdentier Pferd, Verletzungsgefahr hin oder her. Denn auch die Seele eines Pferdes kann verletzt werden oder verkümmern 🙁richtige Pferdehaltung

 

Platz 7: Ein Sattel, der passt.
Wohl jeder Pferdebesitzer hat schon mal einen ordentlichen „Griff ins Klo“ in Punkto Sattelkauf oder Sattelanpassung gemacht. Pferderücken verändern sich, Sättel auch, aber beides nicht immer zu ihrem Vorteil. Der regelmäßige Blick auf den Pferderücken (und gern auch ein „Vergleichsfoto“ in möglichst gleicher Haltung und Beinaufstellung) bringt bald Objektivität in die Befundaufnahme des Rückens Deines Pferdes.  Hier ein kurzes Video zum Thema: „Wie erkenne ich als Pferdebesitzer, dass mein Sattel nicht mehr passt?“

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Platz 6: Gymnastik & Physio für den REITER (!!!)
Alle sprechen immer vom Gymnastizieren des Reitpferdes. Alle holen regelmäßig Pferdeosteopathen, Pferdephysiotherapeuten und Chiropraktiker. Die Branche der Alternativmedizin am Pferd boomt wie nie zuvor. Aber wie viel und wie regelmäßig gymnastiziert und korrigiert sich der Reiter? Die „Händigkeit“ und natürliche Schiefe des Pferdes gehört bearbeitet. Das stimmt, aber die Händigkeit und Schiefe des Reiters ist mindestens genauso wichtig! Nur leider ist das vielen Zweibeinern nicht bewusst.

Hast Du beispielsweise gewusst, dass sich ein links hohles Pferd (das sind die meisten) und ein rechtshändiger Reiter sich in der Schiefe verstärken? Nein? Die Lösung: Such Dir eine linkshändige Reitbeteiligung. Ok, das war nur ein Witz, wobei diese Idee nicht grundsätzlich verkehrt ist. Meine Lösung ist aber „unangenehmer und anstrengender“. Fixiere gleich mal ein paar Termine bei Deinem Osteopath oder Cranio-Sacraltherapeuten, Rolfingexperten oder Physiotherapeuten etc. Deines Vertrauens. Denn diese Termine sind nicht nur ein guter Vorsatz, sondern eine lohnende Investition in die Gesundheit von Dir UND Deinem Pferd!

Und zumindest zwei Mal die Woche sollte etwas Ausgleichsgymnastik, Stretching oder Aufwärmen vom häufig Schreibtisch geplagten Menschenkörper als Minimum-Wochenprogramm fix auf Deiner „Todo-Liste“ stehen. Außerdem möchte ich Dir SEHR eine bewegliche Bürositzgelegenheit empfehlen: Ein Sitzball, ein Balimo oder Schwinghocker sind wirklich lohnende Investitionen und fördern die Beweglichkeit von Deinem Becken und Rücken und können bei richtiger Anwendung sogar Bandscheibenvorfällen vorbeugen! Meine Online-Ausbildungsteilnehmer sind immer begeistert von der Wirkung von unseren gemeinsamen Turneinheiten – und dem positiven Effekt auf Ihr Pferd! Turnen muss nicht aufwändig sein, sondern kann wirklich einfach in den Alltag integriert werden! Hier mal ein Beispiel, wie einfach „Reitergymnastik“ durchzuführen ist:

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Platz 5: Ein Reitlehrer, der sich „richtig anfühlt“.
Gute Reitlehrer zu finden scheint heutzutage wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu sein. Meine Meinung dazu ist: Lieber gar kein Unterricht als schlechter Reitunterricht.  Denn schlechter Reitunterricht kann sich sehr negativ auf die Harmonie und Partnerschaft von Dir und Deinem Pferd auswirken! Schlechter Reitunterricht ist gekennzeichnet durch Stress, Verkrampfung und Frustration – egal ob körperlicher oder seelischer Natur bei Pferd oder Reiter oder beiden. Nach einer Reitstunde sollten sowohl Pferd als auch Reiter zufrieden zurück in den Stall kommen.

Natürlich darf es mal anstrengend sein, aber weder Pferd noch Reiter sollten einen schlimmen Muskelkater oder extreme Ermüdungs- (oder Verspannungs-)Anzeichen davon tragen! Und am Tag nach einer Reitstunde sollte sich das Reiten auch „leichter“, klarer oder einfacher anfühlen. Dann hattest Du guten Reituntericht und darfst Deinen Reitlehrer behalten 😉 Als einfache Hilfestellung eignet sich folgende Aussage: „Nur was sich gut anfühlt, ist auch gut für Pferd & Reiter.“ Punkt. (By the way – falls Du keinen Reitlehrer findest, nehme ich Dich SEHR gern auch in meinen beiden großen Online-Ausbildungen zum ganzheitlichen Pferdetraining bzw. zur zirzensischen Gymnastik und gesundheitfördernden Bodenarbeit unter meine Fittiche… Das Feedback ist uneingeschränkt HERVORRAGEND. Und für alle Zweifler – ja, Online-Lernen funktioniert auch im Reitsport – wenn man regelmäßig persönliches Coaching und Feedback erhält).Eberhard Weiss bei Sandra Fencl Salzburg

 

Platz 4: Mehr Lächeln.
Lächeln hilft in eigentlich allen Lebenslagen. Es beschert uns zwangsläufig eine positive Grundstimmung. Wenn man lächelt, strahlt man Sympathie aus – egal ob gegenüber Zwei- oder Vierbeinern. Lächeln beim Reiten hält nicht nur das Kiefergelenk, sondern auch Wirbelsäule und Becken beweglich und fördert so einen schönen, losgelassenen Sitz… und es ist doch gar nicht schwer, anstatt die Zähne zusammen zu beißRichtiges Pferdetraining Abendseminaren, ein bisschen gute Laune zu versprühen.

Keep smiling – dann geht alles leichter – mit Garantie 🙂

 

Platz 3: Mehr Zeit.
In unserer super modernen Hightech-Welt bleibt einem kaum mehr Zeit. Gestresst fährt man zum Pferd, weil man „muss“ es ja bewegen. Eigentlich hat man keine Lust und hat noch Frust und Ärger von der Arbeit im Gepäck. So „be- oder geladen“ wird das mit dem sehr sensiblen Tier Pferd sicher nix. Wenn ich etwas von meinem Lusitano Rufino gelernt hab, dann Folgendes: „Halte Dich von mir fern, wenn du nicht in deiner Mitte bist.“ Danke Rufino, ich hab ein bisserl gebraucht, aber die Kommunikation war eindeutig und irgendwann hab selbst ich den Wink mit dem Holzhammer verstanden!

Manchmal musst Du einfach mal den Mut haben, NICHT zum Pferd zu fahren. Manchmal ist weniger auch mehr. Beispielsweise weniger intensives Training – oder auch gar kein „echtes“ Training. Warum nicht einfach mal „nur“ beim Pferd sein, es ausgiebig putzen oder mittels einfacher Massagegriffe dem Hotti etwas Gutes tun, oder eine entspannte Runde spazieren gehen. Das kann so schön und entspannend sein (ich gehe gern mit meinen Pferden spazieren, das gibt mir oft ein sehr tieferes Gefühl von Zweisam- bzw. Dreisamkeit – ich habe ja 2 tolle Pferde ).

Auch dem Pferd mehr Zeit lassen in seiner Ausbildung und vor allem auch mehr Pausen wird Deine Beziehung zu Deinem Pferd maßgeblich verbessern – ganz sicher. Denn „wenn Du es eilig hast, dann gehe langsam“ (ich finde, dieses chinesische Sprichwort ist gerade auch in der Pferdausbildung extrem wahr!). Und manchmal hilft es auch, sich ein wenig mehr Zeit zu nehmen zur Selbstreflektion. Denn wenn ich eines in meinem eigenen Reiterleben gelernt habe, dann ist es: Das Problem (nämlich ich!) sitzt immer oben!

Hier noch ein tolles Video zum Thema einfache Massagetechnik beim Pferd:

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Platz 2: Mehr Konsequenz.
Unendliche Diskussionen gibt es zum Thema Dominanz gegenüber dem Pferd: Ist Dominanz dem Pferd gegenüber sinnvoll oder nicht? Diese Diskussionen sind meiner Meinung nach gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist Konsequenz. Pferde LIEBEN konsequente Menschen. Konsequente Menschen haben klare Regeln, die sie aufstellen und unbeirrt und beharrlich einfordern – und das unabhängig von der eigenen Tagesverfassung oder Laune. An diese Regeln kann man sich halten – oder nicht. Aber als Pferd kennt man die Regeln und weiß auch, dass diese eingefordert werden. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist meiner Meinung nach fair und „berechenbar“.

Genau diese KLARHEIT gibt dem Fluchttier Pferd enorme Sicherheit. Und durch diese Sicherheit schenkt der konsequente Zweibeiner seinem Pferd das wertvollste Gut überhaupt: die Möglichkeit sich zu entspannen. Meine vielleicht wichtigste Regel im Zusammenleben mit jedem Pferd ist: „Du kommst nicht in meinen Individualbereich, außer ich lade Dich explizit dazu ein.“ Klare Regel, klares Verständnis, Vertrauensbasis gesichert. Alle(s) entspannt. Nicht mehr, und nicht weniger.Sandra Fencl Bodenarbeit Salzburg

 

Platz 1: Weniger Ehrgeiz und mehr Mut zur Abwechslung.
Übertriebener Ehrgeiz ist wohl der größte Harmoniekiller zwischen Zwei- und Vierbeinern. Motivation ist gut, aber übertriebener Ehrgeiz bringt die Motivation ganz schnell zum Erliegen. Wenn sich ein Pferd ständig überfordert und gestresst fühlt, dann ist es bald lustlos oder aber extrem gestresst. Beides ist „unangenehm“ wenn nicht sogar gefährlich für den Reiter. Die Reaktion des Reiters ist dann oft Druck oder sogar Gewalt –  wogegen die meisten Pferde – je nach Temperament – „ankämpfen“ oder völlig abstumpfen und depressiv werden –  und somit den Reiter zu noch mehr Aktivität reizen… Ein schlimmer Teufelskreis beginnt…

Wenn Du das nächste Mal vorhast, Deinem Pferd mal „ordentlich die Gerte oder die Sporen“ zu geben, halte mal kurz inne. Frage Dich einfach mal: „Wie fühlt sich mein Pferd wohl gerade?“ Was denkt es? Was geht in ihm vor? Hat es seine Aufgabe überhaupt verstanden und wie ist meine Hilfengebung und mein Sitz? Ist es ggf. müde oder hat es gerade Stress mit meinem Reitergewicht oder der Trense oder dem Sattel? Und: Hab ich es vielleicht überfordert?

Und manchmal ist es dann einfach besser abzusteigen und aufzuhören oder etwas anderes zu machen, wie zB zirzensische Gymnastik, ein kleiner Spaziergang oder Spazierritt oder Ähnliches. Hab die Größe, auch eigene Fehler einzugestehen und hab den Mut, Deinem Pferd auch mal ein leises „Entschuldigung“ ins Ohr zu flüstern… 

Konsequenz gibt Pferden Sicherheit

Mein guter Vorsatz für dieses Jahr, ist vielen Menschen eine neue Sichtweise auf IHR persönliches Pferd zu geben. Denn wie sage ich so schön: Every horse is unique! Jedes Pferd ist einzigartig!

Vielleicht konnte ich Dich ein bisschen zum Nachdenken anregen. Vielleicht teilst Du auch meinen Beitrag, damit wir gemeinsam mehr Pferdebesitzer erreichen. In jedem Fall hoffe ich, dass meine Zeilen den einen oder anderen dazu bewegen, seine ganz individuellen Vorsätze und auch tatsächliche „Aktionen“ PRO Pferd für 2019 zu finden…

Denn was wir niemals vergessen sollten ist:

„Wir sind zeitlebens für das verantwortlich, was wir uns vertraut gemacht haben“ wie Antoine de Saint-Exupéry vor über 70 Jahren so treffend formuliert hat.

In diesem Sinne, von Herzen ein frohes, gesundes, entspanntes und fröhliches 2020 für Dich und Dein Pferd!

Sandra FenzelDeine Sandra und all ihre Vierbeiner, die sie tagtäglich unterrichten.

PS: Wenn auch Du das Jahr 2020 zum „Pferdejahr Deines Lebens“ machen möchtest, wären meine Online-Ausbildungen sicher eine tolle Möglichkeit, um zu einer echten Einheit zusammen zu wachsen und gemeinsam Neues zu lernen! Wir starten gemeinsam am 14. Februar 2020 (Valentinstag!) in ein Jahr voller lehrreicher Stunden, Freude und gemeinsamen Lernfortschritten und vielen „Aha-Erlebnissen! 🙂 Sehr gern sende ich Dir alle Infos unverbindlich per Email zu! Schreib mir einfach an info@sandrafencl.com oder nutze das Kontaktformular 🙂

Ich freue mich darauf, Dich persönlich intensiv zu betreuen und in „meine Pferdwelt“ zu entführen!

Bis bald!
Deine Sandra

 

Kennst Du das: Du reitest und siehst einen Traktor und denkst: „Ohje, gleich wird sich mein Pferd erschrecken!“

Eine meiner Reitlehrerinnen, die mich mit am meisten geprägt und beeindruckt hat ist mit Sicherheit Antje Bandholz aus dem hohen Norden (Raum Hamburg). Sie sagt immer ganz salopp: Reiten ist eigentlich nur ein Verschieben des (Gleich-)Gewichts, und sie hat absolut Recht damit!

Wenn man als Reiter einmal fähig ist, zB das (Über-)Gewicht von der „starken“ Schulter des Pferdes auf die schwächere zu verschieben, sowie vom Tragkraftbein auf das Schubkraftbein, bzw. überhaupt vom vorhandlastigen Pferd Gewicht in Richtung Hinterhand zu balancieren, dann hat man schon viel erreicht. Wenn man dann irgendwann ein Pferd so durchlässig gemacht hat, dass es wirklich einfach ist, das Gewicht zu verschieben, dann ist der Weg nicht nur zu Seitengängen in allen Varianten und Gangarten offen, sondern auch zu „echten“ höheren Lektionen.

Bleiben wir aber erst einmal auf einem guten Grundniveau, denn das ist wahrscheinlich der Bereich, in dem die meisten Pferde und Reiter sich bewegen – und das ist völlig in Ordnung! Was mir aber schon sehr wichtig ist, ist die Tatsache, das man wirklich verstehen sollte, dass ein Pferd – genauso wie ein Mensch – einfach „schief“ ist und eben ein Rechtshänder oder Linkshänder. Dieser Fakt ist GANZ wichtig zu beachten im täglichen Training – egal ob vom Boden aus, unter dem Sattel oder an der Longe.

Denn diese „Händigkeit“ wird ein Pferd IMMER beeinflussen und – wenn sie nicht korrigiert wird – und das Pferd trotzdem regelmässig vom Menschen gearbeitet wird, wird sie zwangsläufig zu Probleme führen. Und das kann wirklich schwere gesundheitliche Schäden mit sich führen oder Pferde sogar zu „Problempferden“ werden lassen…

Ich habe das große Glück, vielen Pferden in meinem Leben bereits begnet zu sein. Und es gibt wohl kaum ein Pferd, von dem ich nichts gelernt hab. Ganz besonders viel gelernt hab ich aber von einigen meiner eigenen Pferde, beispielsweise vom Isländer Eldir. Obwohl in einem gut behüteten Umfeld aufgewachsen und von tollen Elterntieren abstammend, zeigt Eldir eine recht ausgeprägte natürliche Schiefe.

Nachdem er ein Gangpferd ist (Isländer, 4-Gänger) zeigt er seine Schiefe in einem veränderten Takt bzw. in einem Wechsel der Gangarten. Ist Eldir gut balanciert (siehe Foto) und tragen seine beiden Schultern relativ gleich viel Gewicht, zeigt Eldir einen wunderbaren Trab. Fällt er jedoch auf seine stärkere (rechte) Schulter, bekommt er Probleme mit der Losgelassenheit und als Konsequenz mit dem Takt – die Folge ist ein Gangartenwechsel vom schönen, raumgreifenden Trab hin zu einem eher spannigem Tölt…

Diese Tatsache ist mir schon länger klar, jedoch zeigen es wenige Pferde so eindeutig und direkt wie der kleine (SEHR charmante!!!) Eldir. Auch als Nicht-Isländerreiter kann man so viel lernen von ihm, und auch von anderen Gangpferden. Denn nur selten hat man die Chance als Reiter, sein eigenes Tun (oder Nichttun oder Schlecht-Sitzen!!!!) so gnadenlos und direkt von Pferden kommuniziert zu bekommen…

Deshalb fühlt mal beim Reiten bewusst in die Balance und Gewichtsverteilung Eurer Pferde… Wie arbeiten beide Schultern? Wie vorhandlastig (oder auch nicht) ist Euer Pferd? Wie fühlt es sich an, wenn Euer Pferd besser balanciert ist? Auch in der Bodenarbeit und an der Longe kann und sollte der erfahrene Pferdebesitzer sein Auge schulen und geschickt auf die Balance seines Pferdes einwirken…

Wer übrigens mehr über die natürliche Schiefe des Pferdes und die SO WICHTIGE KORREKTUR dieser erfahren will, ist beim Schiefenseminar mit Antje Bandholz am 19. Juni 2014 in Rauris (Salzburger Land) ab 14 Uhr genau richtig (bzw. auch am Reitkurs vom 20. bis 22. Juni 2014)…

Kommen, zuhören und staunen ist die Devise 😉

In diesem Sinne ein balanciertes (für die meisten verlängertes?) Wochenende schon mal 🙂

Eure Sandra

(im Bild Antje mit ihrem selbst ausgebildeten Lipizzaner)

Gestern ging ein wundervoller Reit- und Handarbeitskurs mit Herrn Eberhard Weiß in Rauris (Salzburg) zu Ende (nächste Chance: 29. bis 31. August). Dieses Mal hatten wir sogar einen Theorieabend über die „Ausbildungsskala des (Dressur-)Pferdes. Ich möchte mich deshalb noch mal mit dem Thema Takt beschäftigen (bitte zuerst andere Notiz lesen).

Herr Weiss hat viele wirklich wichtige Thesen zu diesem Thema aufgegriffen, aber weil heut Sonntag ist, möchte ich eine besonders herausarbeiten. Nämlich Takt als ZEITeinheit… Tiefgründig wie dieser Reitlehrer halt so ist, hat er im Vortrag auch mal die andere Seite des Taktes beleuchtet, nämlich den Lebenstakt des REITERS. Stressen wir den ganzen Tag in der Arbeit durch die Gegend, rasen dann mit hoher Geschwindigkeit im Auto zum Pferd und hetzen dann in den Stall. So manch einer fühlt sich dann „hochgetaktet“ und kommt nicht wirklich bei seinem Pferd an, geschweige denn zur Ruhe.

Möglicherweise ist auch das einer der Gründe, warum viele Pferde heutzutage so „über Takt“ geritten werden. Frei nach dem Prinzip: „Höher, schneller, weiter“ muss ja auch die Lösephase und eigentlich die gesamte Ausbildung des Pferdes im Schnelltakt absolviert werden. Weil wenn das Pferd schon 7 Jahre ist, und noch immer nicht „L-reif“, ja, dann hat man (oder frau) wohl etwas verschlafen…

Herr Weiß hat auch einen geschichtlichen Exkurs gemacht, wie man früher noch „zu Pferde“ gereist ist und das Tier das einzige Transportmittel war, außer des Menschen seine eigenen Beine. Tagtäglich hat sich der Mensch ausreichend bewegt und ist so auch nicht nur innerlich ruhiger, sondern auch aus dem Bewegungsapparat entspannt zum Pferd gekommen… Wer sitzt heut wirklich „zwanglos“ auf dem Pferd? Wer hat eine echte innere Ruhe, wenn er zu seinem Pferd geht. Und wer hat die Muse, sein Pferd WIRKLICH langsam und reell auszubilden?

Es muss nicht immer alles „hochgetaktet“ werden. Ich selbst muss mich immer wieder erden und runterfahren. Weil meine Pferde (und wahrscheinlich auch ich selbst) es nicht mögen, im rasanten Tempo durchs Leben zu gehen… Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es bei meinen Pferden (fast immer) zur Ruhe zu kommen. Sie erden mich, sie erziehen mich und sie sind einfach für mich da und arbeiten frei nach dem Motto: Taktvoll ja, über Takt – nein 😉

TIPP: Eine ganz tolle Übung um sich mit dem Takt des Pferdes zu synchronisieren, ist es, im „Gleichschritt“ mit dem Pferd erst einmal vom Boden aus zu marschieren. Das funktioniert wirklich erstaunlich gut und man hat ein wunderbares „Zusammengehörigkeitsgefühl“ und eine Harmonie zwischen Mensch und Pferd. Generell find ich es sowieso sehr sinnvoll, erst einmal mit dem Pferd zu GEHEN bzw. am Boden zu arbeiten, bevor man sich gestresst und abgehetzt in den Sattel schwingt…

Probiert es einfach mal aus. Wenn ich was gelernt hab, dann ist es: Je mehr Zeit man sich am Anfang (der Ausbildung des Pferdes, aber auch in jeder Trainingseinheit) nimmt, desto schneller kommt man voran. Klingt komisch, ist aber so 🙂

In diesem Sinne einen ruhigen, entspannten Sonntag mit Euch und Euren Tieren!

Eure Sandra

PS: Das Video zum Theorieabend von Herrn Weiss gibt es übrigens demnächst auf www.pferdeinsider.com !