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Hand aufs Herz, wie kompetent bist Du als Pferdetrainer?

Hand aufs Herz: Wie kompetent bist Du als Pferdetrainer?

Beitrag drei zum Thema „Die stillste Zeit im Jahr“:
Jetzt geht’s ans Eingemachte!!!

Immer wieder sehe ich Menschen, die Probleme mit ihren Pferden haben. Gleichzeitig sehe ich aber Pferde, die sich vom Menschen mißverstanden fühlen. Pferde, die die Trainingsanweisungen vom Frauchen oder Herrchen nicht verstehen, die frustriert sind aufgrund von mangelndem Sachverstand von ihrem Besitzer, oderTiere, die sogar Schmerzen und Verspannungen haben, zB aufgrund von inkorrekter Bearbeitung ihrer natürlichen Schiefe.

Es ist mit Sicherheit ein „heikles Thema“, aber wenn ich nur einen oder eine von Euch zum ECHTEN Nachdenken anregen kann, habe ich im Sinne der Pferde schon etwas erreicht…

Nimm Dir mal 5 ehrliche Minuten Zeit, und überlege:

 

Was Du an Deinem Pferd magst?

Schreib einfach alles auf, was Dir einfällt:

+ Vielleicht seine Farbe, sein Aussehen?

+ Vielleicht auch sein Talent in der Galopp-Pirouette oder auch sein begeistertes Mitmachen bei Zirkuslektionen?

+ Vielleicht auch seinen etwas schüchternen, aber sehr freundlichen Charakter…

+ Was GENAU liebst Du an Deinem Pferd?

 

Jetzt beschreibe, was Du an Deinem Pferd NICHT magst!

– Lässt es sich manchmal auf der Koppel nicht einfangen?

– Ist es manchmal schlimm beim Hufe Auskratzen oder unartig beim Satteln?

– Bleibt es nicht gern ruhig stehen bzw. ist ungeduldig?

– Ist es bei Turnieren oft nervös und verpatzt ggf. auch mal eine Prüfung?

– Lässt es sich auf einer Seite deutlich schlechter biegen oder ist es manchmal unmotiviert beim Training?

 

So, und nun die Kehrseite der Medaille:

Warum glaubst Du, dass Dein Pferd DICH mag?

Jungen Pferden muss man als Trainer Sicherheit geben.

Jungen Pferde muss man Sicherheit geben.

-> Weil du ihm ein paar Äpfel mitbringst? Nein, deshalb mögen Pferde einen nicht, sondern sie mögen die Äpfel und sehen Dich als Apfelspender an 🙂

-> Weil Du Deinem Pferd Sicherheit gibst? Ist das wirklich so? Ist Dein Pferd manchmal „unberechenbar“, erschreckt sich im Gelände, ist in neuen Situationen sehr nervös? Das können alles Anzeichen sein, wenn Dein Pferd Dir NICHT 100prozentig vertraut…

Versetz Dich mal in seine Lage: Du bist jetzt kein „Raubtier“ mehr, sondern ein Fluchttier. Du gehst aus der Tür (bzw. Deinem Stall) raus und weißt nicht, ob ggf. von rechts ein Säbelzahntiger auf Dich wartet und von links ein Tyrannosaurus Rex  mit offenem Maul auf Dich zugerannt kommt (und die waren ECHT SCHNELLE KREATUREN!!!). Ich persönlich hab ja eine sehr lebhafte Phantasie – und wenn ich mir das jetzt so vorstelle, ich gehe raus und weiß nicht, was und wer mich erwartet und es ist niemand da, der mir helfen kann, dann zieht es mir gleich den Magen zusammen….

Pferden geht es ähnlich, denn von Natur aus sind sie Beutetiere, daher immer in Gefahr und Unruhe. Deshalb sind sie auch oft sehr seelig, wenn man ihnen den „Stress des Aufpassens“ abnimmt und als souveräner, gerechter Pferdetrainer und damit Herdenchef erscheint und agiert. Dann können sie sich entspannen und sich auf andere Dinge, zB spielen oder mit uns arbeiten WIRKLICH konzentrieren… Aber dafür muss unser Pferd uns als WIRKLICH kompetent und vertrauensvoll ansehen. Stell Dir vor, Dein Leben hängt von einer einzelnen Person ab, würdest Du nicht auch WIRKLICH genau selektionieren, wen Du an Deiner Seite haben wollen würdest… Also ich schon 🙂

 

Deshalb setz Dich im Stillen einmal hin und überlege, wie kompetent bist Du in den Augen Deines Pferdes ?

Je klarer das innere Bild im Pferdetraining, desto größer und schneller der Trainingsfortschritt...

Je klarer das innere Bild im Pferdetraining, desto größer und schneller der Trainingsfortschritt…

-> Hast Du immer einen Plan? Bildest Du Dein  Pferd „mit System“ aus oder einfach irgendwie?

-> Reitest Du jede Lektion mit einer GENAUEN VORSTELLUNG, warum die Übung an dieser Stelle Sinn macht, wie die Übung aussehen soll und wie Du Deinem Pferd bei Fehlern HELFEN kannst?

-> Hast Du einen geschmeidigen, zentrierten, balancierten Reitersitz und erfühlst in jedem Schritt, wie Du Dein Pferd besser machen kannst? Bedenke: Ein DURCHSCHNITTLICHER Reiter stört sein Pferd NIEMALS in der Bewegung, ein GUTER Reiter hilft ihm, seine Balance, Geschmeidigkeit, seinen Takt und Ausdruck zu VERBESSERN. Bist Du ein GUTER REITER?

-> Bleibst Du auch in brenzligen Situationen ruhig, entspannt und souverän oder lässt Du Dich von Deinem nervösen Pferd anstecken?

Ich möchte mit diesen Fragen nicht, dass Du Dich „schlecht“ fühlst. Ich möchte, dass Du ehrlich mit Dir und Deinem Pferd bist. Diese Ehrlichkeit kann vielleicht dazu beitragen, dass Du in Zukunft weniger häufig Deinem Pferd „die Schuld“ für Probleme im Pferdetraining gibst, sondern vielleicht daran denkst, dass der Fehler ggf. bei Dir liegen könnte… Ohne Schuldzuweisung haben Du und Dein Pferd die Möglichkeit zu einer schnelleren Entwicklung und vor allem: Zu mehr Harmonie!

Pferde sind meine größten Lehrmeister!

Pferde sind meine größten Lehrmeister!

Denn Pferde sind so unglaublich großartige Lehrer – wenn man sie läßt und es akzeptiert, dass man selber Fehler macht und ggf. nicht „ganz perfekt“ ist 🙂 Sie verzeihen einem (fast) alles und sind dabei meist nicht mal nachtragend…

Wenn alle Menschen wie Pferde wären, dann gäbe es keine Kriege auf Erden…

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich dir ein paar „stille Gedanken“ mit auf den Weg geben konnte…

Alles Liebe,

Deine Sandra & viele Vierbeiner, die mich Tag für Tag Neues und Erstaunliches lehren 🙂

 

Gestern war ich bei meinem Lusitano auf der Weide und hab ihn zur Handarbeit „eingesammelt“. Obwohl ich mit Trense „bewaffnet“ auf die Weide gekommen bin, ist er mir gleich freudig entgegengestapft – er arbeitet ja sehr gern 🙂 Ich also die Trense nach einem kurzen „Guten-Morgen-Kuschler“ draufgemacht und bin den eeeeeeeeeeeeeeeeewig langen Weg von der Koppel vorgestapft. Rufino mir hinter her (frei, wie immer, er geht ja eigentlich immer „einfach so“ mit, ohne geführt zu werden).

Nach ca. 200 m Weg fällt mir plötzlich etwas ein, und ich grüble ein paar Sekunden vor mich hin. Mein Bub merkt das SOFORT, dass meine Konzentration nicht bei mir ist und die „mentale Verbundenheit“ verloren gegangen ist. Und was macht er??? Er geht. Entspannten Schrittes geht er zurück in Richtung Koppel. Der Deal ist nämlich „Wir arbeiten gemeinsam, wir haben gegenseitigen Respekt und das was ich von ihm verlange, verlangt er auch von mir: Vollste Konzentration und „Herz“ bei der Sache. Wenn nicht, dann nicht. Ja, dann nicht. Und wo er Recht hat, hat er Recht 🙂

Pferdetraining Sandra Fencl

Pferdetraining Sandra Fencl

Ich also im entspannten Schritt wieder auf der Koppel, als ich ihn zum zweiten Mal rufe, kommt er wieder freudig an. Ich lächle und denke: „Was hat mir dieses Pferd schon alles beigebracht, und er tut es jeden Tag aufs Neue“. Danke, danke, danke liebes Universum für dieses GESCHENK. Mein Bub, mein Lehrer, Freund und Abenteuer-Gefährte….

RESPEKT vorm Pferd, Freude vorm lebenslangen Lernen, das ist mir wichtig und wie mir scheint, geht es immer mehr Pferdefreunden so …

In diesem Sinne ein schönes, respektvolles Wochenende!

Rufino & Sandra

Immer wieder sehe ich, dass Pferde mit allen möglichen Mitteln „schnell“ ausgebildet werden müssen… Denn Zeit ist Geld und Pferde sind auch ein Geldfaktor (in vielerlei Hinsicht)… Das ist sehr schade, denn Pferde BRAUCHEN Zeit, um sich psychisch und physisch zu entwickeln. Seit einiger Zeit habe ich einen wirklich wundervollen Friesenbub im Training, der mir das GANZ deutlich zeigt. Die sehr liebe Besitzerin hat ihn direkt aus den Niederlanden gekauft, angeblich „A-fertig“. Nachdem er nicht ganz einfach war (riesengroß, im Hengsttyp stehend, erst 4jährig) hat sie mich um Hilfe gebeten.

Sandra Fencl Pferdetraining

Sandra Fencl Pferdetraining

Bei meinem ersten Kontakt war der Friesenbub sehr schüchtern, mit großem Erstaunen stellte ich fest, dass er nicht führen konnte – also GAR nicht… Ich habe mich gefragt, wie man so ein Pferd reitet, das man weder von rechts noch von links noch hinter sich noch irgendwie führen kann… Ausserdem machte er einen recht gestressten Eindruck… Ich fing also noch mal mit dem kleinen Führ-Einmaleins, dann mit Longieren etc. an.

Hinsichtlich „Grunderziehung“ hatte er scheinbar nichts gelernt, dafür hatte er aber totale Panik mit Sattel, Trense & Zügeln  (wenn er Zügel nur gesehen hat, ist er fast ausgerastet und daraufhin in Rollkur gelaufen, auch wenn man sie nur DRAUFGELEGT hat, WAHNSINN!!!)…

WIE genau der arme Kerl ausgebildet wurde, möchte ich gar nicht wissen. Auf jeden Fall war es nicht ganz einfach, ihm seinen Stress zu nehmen.

Nachdem die Grunderziehung saß, haben wir ihn zwei Monate auf die Koppel entlassen. Er war in seinem Kopf nämlich noch ein totales Kind, obwohl er immerhin dann schon fast 5 Jahre alt war. Friesen sind aber sehr spätreife Pferde und nicht selten habe ich schon die schwarzen Perlen mit noch 8 Jahren deutlich wachsen sehen… Als wir dann das gemeinsame Training nach 2 Monaten Koppelpause wieder aufnahmen, war der Bub wie ausgewechselt. Er war reif, „erwachsen“ und mit Begeisterung, Ruhe und 100prozentiger Konzentration bei der Sache – er war so weit, ins „echte“ Arbeitsleben einzutreten (und das mit Freude!!!).

Was will ich Euch damit sagen? Manchmal ist es wichtig, einen Schritt zurück zu treten und ggf. dem Pferd einfach noch mal Zeit „für sich“ zu lassen. Das sehe ich auch bei Pferden, die körperlich viele Probleme haben. Diese Tiere brauchen auch oft „Zeit für sich“. Wenn sie mit ihrem Körper oder auch mit psychischen Schwierigkeiten (zb Stallwechsel, Verlust eines Pferdekameraden) beschäftigt sind, KÖNNEN sie oft gar nicht mit uns arbeiten/kooperieren, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind… Da ist Mißerfolg vorprogrammiert… Deshalb – manchmal kommt man schneller ans Ziel, wenn man etwas langsam macht…

In diesem Sinne, Euch und Euren Liebsten einen schönen Tag!

Eure Sandra

PS: Ist der Bub nicht eine Augenweide?