Beim Seminar mit Jean-François Pignon

Am 21. und 22. Juni 2016 hatte ich die große Ehre mit meinem Lusitanobuben Rufino aktiv bei einem Seminar mit Jean-François Pignon am Reithof Gebhard in Kirchehrenbach im schönen Franken teilzunehmen. Ich hatte bereits zwei mal die Chance gehabt, bei Seminaren in Salzburg Jean-François zu bewundern und habe bereits zwei Artikel über ihn und seine Arbeit verfasst. Insofern war mir seine Arbeit einigermaßen bekannt 🙂

Sandra Wirklich riesig gefreut habe ich mich aber, als er zu mir in der ersten Einheit sagte: „Du hast Dein Pferd sehr gut ausgebildet ohne es tot zu machen, ohne dass es gelangweilt ist und ohne, dass es das Interesse an dir verloren hat. Das findet man sehr selten.“ Diese Aussage hat mich echt RIESIG gefreut und war mit Sicherheit eines der größten Komplimente, die ich in meinem gesamten Leben erhalten habe 🙂

Was er damit meint ist, dass man es als professioneller Trainer (und manchmal auch als Pferdebesitzer) oft“übertreibt“. Man übt Lektionen und Trainingsinhalte zu oft und zu intensiv… Die Pferde spulen dann ein „Programm“ ab, machen aber nicht mehr mit Freude und einem „lebhaften, interessierten Ausdruck“ mit.

Langeweile im Pferdetraining ist das eine regelmäßig anzutreffende Problem. Mangelnde Sprachkompetenz des Menschen in „Pferdisch“ ein anderes häufiges Problem. Viele Menschen drücken sich unklar dem Pferd gegenüber aus. Beispielsweise schauen sie ihm ständig lange in die Augen.  Wenn ein Pferd ein anderes intensiv ansieht, heißt das aber auf Pferdisch: „Ich habe ein Problem mit Dir“ und der Dialog wird sich meist in einer aggressiven Konfrontation fortsetzen.

Für Jean-François ist es ganz wichtig, dass man ein konsequenter und „starker“ Herdenführer ist. Das heißt unter anderem, man kann den Individualabstand von sich zum Pferd jederzeit kontrollieren und das Pferd verhält sich respektvoll dem Zweibeiner gegenüber. Nur so kann sich das Pferd auch in schwierigen Situationen beim Menschen vertrauensvoll anlehnen und entspannen…

Wichtig ist es somit, dass man sein Pferd korrigiert, wenn es beispielsweise ungefragt dem Menschen zu nahe kommt oder auch respektlos am Zweibeiner „rumnaselt“ oder sogar mit der Lippe (oder schlimmer noch: mit den Zähnen) am Trainer knabbert. Auch das ungefragte Anknabbern von Strick oder Gerte unterbindet der französische Meister der Freiheitsdressur. Konsequenz wird bei ihm groß geschrieben und das fällt vielen Menschen sehr, sehr schwer…

Pignonkurs Bayern

Auch im fremden Stall und ungewohnter Reithalle mit vielen fremden Pferden und zahlreichen Zusehern rundherum hat sich mein ehemaliges Wildpferd  Rufino an meiner Seite vollkommen entspannt… Das hat mich wirklich riesig gefreut 🙂

Eine feine, angemessene Korrektur mit der Gerte ist keine Gewalt… Gewalt entsteht im Kopf des Menschen mit einer negativen Emotion

„Wenn ich ein Pferd mit der Gerte berühre, passiert dies ohne negative Emotion. Das Pferd akzeptiert diese Korrektur sofort und unsere Beziehung verschlechtert sich dadurch nicht , sondern ganz im Gegenteil: Das Pferd sieht, dass ich „stark“ bin und vertraut mir noch mehr. Die meisten Menschen schaffen es aber nicht, Pferde ohne  (negative) Emotion/aggressives Verhalten mit der Gerte zu korrigieren. Sie „strafen“ mit Aggression, Frust oder Ärger… DAS nennt man dann Gewalt und es ist nicht gut für die freundschaftliche Beziehung mit dem Pferd…“

Jean Francois Pignon Sandra Fencl_sigJa, seine Emotionen, aber auch seinen Körper unter Kontrolle zu haben lernen die Teilnehmer in diesem Seminar… Und wie schwer es ist, sich komplett auch in (neuen), ungewohnten Übungen und Bewegungsabläufen zu entspannen, habe ich am eigenen Leib schon früher miterlebt…

Um die Aufmerksamkeit seines Pferdes zu gewinnen, lehrt Jean-François die Übung „Flanke verteidigen“. Man fokussiert dabei auf die Flanke des Pferdes und „attackiert“ sie sozusagen zuerst mit dem eigenen Blick und – bei Nichtreaktion des Pferdes – mit Gerte. Genauso wie es Pferde untereinander machen, wenn sie ihren Rang festlegen (gerade von Hengsten kennt man dieses Verhalten in sehr auffälliger Form).

„Häufig denken die Leute, dass das eine gymnastische Übung ist oder eine Übung, die man regelmäßig trainiert. Aber im Endeffekt möchte man mit dieser Übung lediglich die Aufmerksamkeit des Pferdes gewinnen. Das ist der einzige Zweck“ erklärt der Franzose eindringlich.

Extrem wichtig dabei ist, dass man die Übung mit Entspannung ausführt und sobald das Pferd reagiert, dem Pferd eine Entspannungspause gönnt. So lernt das Pferd, dass es sich in der Nähe des Menschen loslassen kann und es wird sehr aufmerksam und interessiert am Zweibeiner.

Gerade aber diese tiefe Entspannung in Körper UND Geist fällt vielen Menschen sehr schwer. Teils weil sie zB durch tägliche Büroarbeit an einer verspannten Schulterregion und Blockaden entlang der Wirbelsäule leiden. Teils weil wir zu „verkopft“ sind und unsere alltäglichen Probleme, Ärgernisse und Sorgen nicht zuhause lassen können… Und unsere Pferde sind echte „Verspannung-Scanner“ und Psychologen gleichzeitig…. NICHTS, aber auch gar nichts bleibt ihnen verborgen…

„Wenn Du nicht bei Dir bist, solltest Du nicht mit Deinem Pferd arbeiten. Das funktioniert nicht und frustriert beide Seiten nur“, bestätigt Jean-François meine persönliche Erfahrung aus der Praxis. Ich mache in meinem Seminaren – egal ob Sitzkurs, Bodenarbeitskurs oder Gangpferdeseminar auch regelmäßig bewusstseinslenkende Übungen, Atem- und Entspannungseinheiten. Denn je stiller wir im Geist sind, desto mehr wollen Pferde bei uns sein und desto besser können wir ihre sehr subtile Sprache wahrnehmen und selbst annehmen…

Nur wenn Du Dich selber entspannst, kann sich Dein Pferd bei Dir entspannen, wohl fühlen und somit gern mit Dir arbeiten!

Nur wenn Du Dich selber entspannst, kann sich Dein Pferd bei Dir entspannen, wohl fühlen und somit gern mit Dir arbeiten! Shirt sponsored by Caballo Classico

Wenn man die Aufmerksamkeit seines Pferdes gewonnen hat und ein grundsätzlich gutes Vertrauens- und Respektverhältnis besteht, dann kann man sein Pferd „zum Spielen einladen“. Dies geschieht über die „Rechts-Links-Schulter-Übung“. Das Pferd weicht hierbei NICHT der Gerte aus, sondern tritt aktiv auf die Gerte zu. Genauso wie wenn ein Wallach ein anderes Pferd zum Spiel auffordert…

Rufino hat diese Übung verstanden und reagiert sogar mit Schulterhebung auf meine Spieleinladung. Wichtig dabei ist auch hier, dass man eine entspannte Atmosphäre erhält und die innere Freude am Spiel dem Pferd auch ehrlich vorleben kann.

Sandra Fencl Jean Francois Pignon FreiarbeitWenn diese Übungen gut klappen, dann ist das Pferd für die Freiarbeit bereit….  Wer sich näher mit diesen Übungen, aber auch mit der Philosophie von dem Meister der Freiarbeit beschäftigen möchte, dem empfehle ich sein Buch „Un chemin vers la liberté“ empfehlen und seine DVDs. Die Gazelle-DVD ist wunderschön und wir haben sie uns beim Kurs alle zusammen abends angesehen.

Es war ein wirklich wunderbarer Abend und ich habe mit blendend mit Jean-François und seinen Freunden/Assistenten unterhalten (Gott sei dank kann ich fließend Französisch!!!). Auf der Website von  Jean-François Pignon könnt Ihr Bücher, DVDs etc bestellen.

Ich hoffe, nächstes Jahr kann ich evt. gemeinsam mit dem deutschen Ansprechpartner für Kurse mit  Jean-François einen Termin erhaschen und ggf. ein Seminar in München mit ihm veranstalten 🙂 Wer hierfür unverbindlich Interesse hat, gern zu meinem kostenlosen Infoletter Gesundes Pferd anmelden (rechts in der Box oder Email an info@sandrafencl.com). Ich halte Euch dann auf dem Laufenden…

Mehr Fotos zum Seminar ganz bald auf meiner Fotografieseitehttps://www.facebook.com/SandraFenclPhotography.

Wenn die Beziehung mit dem Pferd passt und der gegenseitige Respekt vorhanden ist, dann kann man auch mal gemeinsam "Mähne kraulen".

Wenn die Beziehung mit dem Pferd passt und der gegenseitige Respekt vorhanden ist, dann kann man auch mal gemeinsam „Mähne kraulen“.

Für alle, die noch Bilder vom Seminar mit Jean-François bestellen wollen, einfach kurze Email an info@sandrafencl.com. Ich sende Euch natürlich kostenlos und unverbindlich eine Auswahl zu und Ihr bezahlt nur die Bilder, die Ihr haben wollt und selbst ausgesucht habt… Ich habe wirklich ganz viele wunderschöne Aufnahmen „nebenbei“ geschossen 🙂

Sobald ich Zeit habe, werde ich noch einen weiteren Bericht zu diesem wunderbaren Kurs und den vielen, tollen Impressionen, Zitaten und Weisheiten, die ich mitnehmen konnte, verfassen. VIELEN DANK an dieser Stelle nochmals an das Organisationsteam und dem Reithof Gebhard. Ich habe mich wirklich WAHNSINNIG gefreut, dass ich aktiv dabei sein durfte 🙂

Hier noch ein Bild von der tollen abendlichen Vorführung, die Jean-François mit seinen Pferden auf der Koppel veranstaltet hat, oder: „ein Spiel unter Freunden“… einfach großartig!!!

Bis bald, Eure total begeisterte Sandra 🙂

jean_francois_Pignon_Sandra_Fencl Fotos

 

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