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Praxisbeispiel Nummer zwei: Mein Pferd Bangsi:

Alle meine „eigenen“ Privatpferde (= Pferde, die ich (fast) ausschließlich selber trainiere) lernen, frei zu stehen. Freies Stehen = unangebundenes Stehen von Pferden hat viele Vorteile und ist für mich sicherer, als ein Pferd immer fest anhängen zu müssen. Und ja, Pferde können erstaunlich lang frei stehen, wenn man es gut übt. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass JEDES Pferd (auch kleine Kugelfischponies – ich hab auch so eines) mit entsprechender Konsequenz und positiver Bestärkung lernen kann, frei AUF GRAS zu stehen. Mit Sicherheit – aber es dauert 😉

 

In jedem Fall ist Bangsi ja schon einer unserer älteren Exemplare (29. Lebensjahr) und war schon früher, als ich noch richtig viel Reitunterricht gegeben habe und auch Ausritte geführt habe, im Einsatz. Auch da hab ich ihn gesattelt, getrenst und dann stand er frei im Paddock und hat gewartet, bis alle anderen Reitschüler auch ihre Pferde fertig hatten für den gemeinsamen Ausritt.

Eines Tages wollte es der Zufall, dass es ihm – aufgetrenst – hinter dem Ohr juckte. Bangsi trägt keinen Nasenriemen und keinen Stirnriemen, lediglich ein kleiner, sehr loser Kehlriemen ist auf seinem Zaum drauf. Er kratzt sich also an einem Torpfosten (wo er frei steht) hinter dem juckendem Ohr und ZACK – sein Zaumzeug fällt auf dem Boden. Im ersten Moment gab es einen kurzen Verwunderungsblick, im zweiten Moment setzte er ein großes Grinsen auf (JA, meine Pferde können GRINSEN, und jeder der es nicht glaubt, kann gern vorbei kommen und sich selbst „live“ überzeugen…). Übrigens sogar unser Hund kann grinsen – das macht manchen Leuten aber Angst, weil man dann alle ihre langen Eckzähne sieht.

Zurück zu Bangsi: Ich erkenne den „Ernst der Lage“ und denke: „Einfach ignorieren, damit er es hoffentlich nicht abspeichert.“ Ich gehe zu ihm und mach ihm kommentarlos das Zaumzeug wieder drauf. Ich drehe mich um und gehe in die 3 Meter entfernte Sattelkammer. Als ich sie betrete, höre ich wieder ein kleines Klatschgeräusch und sehe durch die Holzbalken, dass Bangsi sehr wohl etwas Neues  gelernt hat und versteht: „Wenn ich mich so hinter dem Ohr kratze, dann fällt das komische Zaumzeug lustig auf den Boden.“

Er fand es seeeeeehr witzig, ich weniger…. Zu meinem Kummer hat er das Zaumzeug-Abwerfen fast ein halbes Jahr immer wieder – wenn ihm grad fad war – mit Freuden praktiziert, und das manchmal sogar mehrfach vor dem Losreiten… und ich hab jedes Mal geschimpft und er hat jedes Mal gegrinst… und irgendwann hat er aufgehört damit und dann gab es ein Keks und wir konnten es „speichern“, dass Zaumzeug drauf besser ist als Zaumzeug unten… Aber bei Schelmenponies dauert das manchmal etwas länger, aber GOTT SEI DANK ist er wieder der „Alte“!

Bis bald,

Bangsi und Sandra 🙂

PS: Hier ist der Link zu „Können Pferde logisch denken?“ Teil 1

PPS: Vielleicht mach ich für www.pferdeinsider.com mal ein Lehrvideo: „So lerne ich meinem Pferd geduldiges, freies Stehen.“ Wäre das interessant für Euch? Ich freu mich auf Eure Rückmeldungen!