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Alle Jahre wieder…. kommt die Frage auf mich zu:

Kann ich meinen Weihnachtsbaum an mein Pferd verfüttern oder besser nicht?

Wie sehr häufig ist die klare Antwort: „Es kommt drauf an!“

Grundsätzlich sind ungiftige (Nadel-)Zweige eine sinnvolle und natürliche Futterergänzung für Pferde, wenn man einige Punkte beachtet (bitte Artikel komplett lesen):

Sind Weihnachtsbäume zum Verfüttern geeignet?

Weihnachtsbaum = Pferdefutter?

+ Sie enthalten ätherische Öle und wirken deshalb wie eine kleine, natürliche Aromatherapie für die oberen Atemwege. Jedoch in großen Mengen kann das in den Nadelbäumen enthaltene Terpentinöl die Organe des Pferdes schädigen. Aber wie immer gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift 😉

+ Sie enthalten Vitalstoffe wie Mineralien und Spurenelemente und sind daher eine sinnvolle Nahrungsergänzung.

+ Sie fördern aufgrund ihrer harten Struktur das „richtige Kauen“ und helfen den natürlichen (oft zu geringen) Abrieb der Schneidezähne bei unserem domestizierten Pferden im Einklang mit dem Nachschub der Schneidezähne ( ca. 2 mm pro JAHR!!!) zu bringen.

+ Äste wirken wie eine „natürliche Zahnseide“ und haben somit tatsächlich eine „reinigende Wirkung“ auf Pferdezähne 🙂

+ Sie sind in der kalten Jahreszeit eine tolle Beschäftigung, helfen gegen Langeweile und sorgen für das kleine, kalorienarme „Futter-Häppchen für Zwischendurch“ 🙂

Sie enthalten neben Vitalstoffen auch wertvolle Ballaststoffe und können so – gerade in der bewegungsärmeren Zeit – eine gute Verdauung Deines Pferdes begünstigen.

+ Viele Pferde haben richtig Freude an den Bäumen, und spielen sogar damit 🙂

ABER es gibt auch einige WICHTIGE WARNHINWEISE zum Verfüttern von Weihnachtsbäumen zu beachten:

Christbaum Pferde fressenWeihnachtsbäume können AUSSCHLIESSLICH nur dann an Pferde verfüttert werden, wenn sie

a) ungespritzt (also idealerweise bio-zertifiziert oder noch besser, aus dem eigenen Wald),
b) ungewachst und
c) frei von Wachsresten, Lametta oder sonstigem Christbaumbehang sind!

Das ist sehr wichtig! Wenn Du Dir diesbezüglich nicht sicher bist, schmeiße den Baum bitte lieber weg bevor Du Dein Pferd gefährdest!

NICHT verfüttern darf man Tannen an tragende Stuten!
Das in den Tannen enthaltene Tannin kann zu Abort = Abgang des Fötus/Fohlens bzw. Frühgeburten führen (in größeren Mengen verfüttert) und generell sind Gerbstoffe in großen Mengen bedenklich/giftig für Pferde. Jedoch macht die Dosis das Gift und die wenigsten von uns werden eine ganze Tannenbaumplantage zuhause haben. Die Blautanne enthält übrigens besonders viel Tannin. Kiefern weisen einen hohen Anteil ätherischer Öle auf, die in zu geballter Ladung Darmstörungen verursachen können (siehe oben). Daher sollte man maximal 1 bis 2 kg an Ästen pro Pferd und Tag verfüttern.

Aufpassen muss man auch bei (alten) Pferden mit schlechten Zähnen.
Wenn Zähne fehlen oder teilweise fehlen bzw. schlecht sind, können sich Äste auch mal wirklich blöd im Gebiß des Pferdes „verhaken“ bzw. dadurch, dass die Äste nicht ordentlich gekaut werden, kann es zu Verdauungsproblemen kommen. Bei zahnauffälligen Pferden ist also Vorsicht geboten.

– Ebenso bitte aufpassen bei sehr gierigen Pferden!
Meine Pferde fressen immer mal ein Ästchen zwischendurch. Das ist sehr entspannt. Aber es gibt auch „Schlingerpferde“, die in 10 Minuten allein einen ganzen Baum fressen. Auch das kann zu Verdauungsproblemen/Koliken/Schlundkomplikationen etc. führen! Deshalb bitte die ersten Tage entweder „zeitlich limitiert“ die Pferde vom Baum knabbern lassen oder aber nur Äste portioniert anbieten. Denn „neues Futter“ sollte man immer kontrolliert und portioniert anfüttern, sodass sich der Magen daran gewöhnen kann.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, bei Pferden mit gesundem Gebiss, und nicht-tragenden Stuten können Biobäume – in sinnvollen Maßen – eine tolle und sinnvolle Abwechslung in den Speiseplan bringen 🙂

Bon appétit 🙂

Deine Sandra Fencl

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Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel wurde mit größter Sorgfalt geschrieben, es entsteht jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Implementierung neuester wissenschaftlicher Studien. Bei Fragen wende Dich bitte an Deinen Tierarzt oder Fütterungsberater.

Vor ein paar Monaten war ich bei Andrea Jänisch auf El Rocio bei Alfonso Aguilar zum Natural Horsemanship-Seminar. Das war sehr interessant, weil ich mal die Chance hatte mich „systematisch“ mit „Horsemanship“ zu befassen 🙂

Ich werde ja immer wieder gefragt, bei welchem Trainer ich meine „Horsewomanship“-Ideen und Philosophien her hab. Die Antwort ist einfach: von keinem. Ich habe eigentlich alles von den Pferden selbst gelernt, ein bisschen was aus Büchern oder auch mal beim Zusehen bei zB Jean-Francois Pignon. Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, möglichst viel Zeit in „Pferdebeobachtung“ zu investieren, und das in verschiedensten Situationen. Auf der Koppel, beim Training, bei Rangordnungskämpfen, in der Fohlenaufzucht, etc.

Das wird Dir die – bei intensiver und aufmerksamer Beobachtung – mit der Zeit die „Augen öffnen“, wie subtil Pferde miteinander kommunizieren. Außerdem hilft es, Pferde richtig einzuschätzen und kennen zu lernen. Es ist ganz wichtig, die Reaktionen eines Pferdes im Vorhinein zu erahnen. Denn nur so kann man langfristig sein Pferd richtig trainieren: Wenn man erkennt, was das Pferd fühlt und denkt. Wenn man sieht, dass man an die Leistungsgrenze kommt – oder im Gegenteil, es sich langweilt. Denn richtiges Pferdetraining funktioniert nur im gegenseitigen Verständnis…

Wer es noch nicht gesehen hat, hier das Video von der Freiarbeit mit meinem Buben bei Alfonso Aguilar (in FREMDER Halle, mit FREMDEN Pferden…)

https://www.youtube.com/watch?v=z4fxRU4P5EU