Dem Pferd Sicherheit geben und wie ein Pferd „berechenbar“ wird…
Heute möchte ich mich mal dem Thema „dem Pferd Sicherheit geben“ annehmen. Immer wieder sehe ich in der Praxis, dass das eines der größten Themen (und Probleme?) in der Pferdewelt ist. Warum ist das so? Und was sind wichtige Gedanken dazu?
Das Pferd ist ein Fluchttier -> ok, das wissen wir sicherlich alle. Aber ich denke, manchen Leuten ist NICHT bewusst, was das für die Pferd-Mensch-Beziehung bedeutet… Wenn wir uns mit unserem Pferd beschäftigen, dann sind in dem Fall (und besonders, wenn wir allein im Gelände oder Reitbahn sind), sind wir sein „Herdenersatz“.
Das heißt, es muss sich auf UNS verlassen können, dass wir kompetent auch schwierige/gefährliche/für das Pferd angsteinflößende Situationen souverän und ruhig meistern… Nur dann reagiert ein Pferd in schwierigen Situationen SICHER und berechenbar, und nur dann ist das Pferd auch für UNS sicher…
Ich weiß, manche Leute denken manchmal, wenn ich mit meinen Pferden unterwegs bin: „Die spinnt“, weil ich mir überhaupt keine Sorgen mache in vielen – für andere Menschen „schwierigen“ – Situationen…
Beispielsweise war im August beim Trainer Klassisch-Barock in Heist bei Hamburg (Detailbericht folgt!!!).
Schlappe 1.200 km hatten mein Pferd und ich zu bewältigen (einfache Strecke). LANGE hab ich überlegt, ob ich ihn besser mit dem LKW schicke als allein im „normalen“ Hänger zu fahren. Aber ich hab mich dagegen entschieden. Warum?
Weil ich weiß, dass mein Großer sich sicherer fühlt, wenn er weiß, dass ich vorne im Skoda sitze… (und mein Auto und unseren Hänger erkennt er blind…) Im LKW hätte er nicht gewusst, wo ich bin und das hätte ihn verunsichert (und ein verunsichertes Stierkampfpferd ist nicht gut…).
Und die Entscheidung war richtig, weil er war VÖLLIG entspannt. Ich hab ihn 2 x pro Fahrt ausgeladen und war jeweils über 1 Stunde mit ihm spazieren, grasen an der Hand, und es gab tolle Bio-Zusatzfutter zur (Muskel-)Entspannung und kurze Lockerungsmassagen (weitere Tipps beim Thema „Entspanntes Hängerfahren mit Pferd).
Zu meiner eigenen Sicherheit (und inneren Ruhe) bin ich übrigens das erste Mal mit Anhänger-Kamera gefahren -> eine meiner besten Entscheidungen meines Lebens! Der Testbericht zur Hängerkamera folgt übrigens in Kürze 🙂
Auch auf Autobahnparkplätzen war er völlig ruhig und gelassen (wollte aber ganz dicht in meiner Nähe sein)… Wenn Du es geschafft habt, dass Dein Pferd sich in Deiner Nähe WIRKLICH sicher fühlt, dann hat Dein vierbeiniger Freund bei Gefahr überhaupt nicht die Idee, von Dir WEGZULAUFEN. Ganz im Gegenteil, wenn es sich unsicher fühlt, wird es zu Dir herkommen/sich annähern (dich jedoch niemals umrennen). Aber das tut es nur, wenn Du eine (gesicherte) Mitte hast (so nenne ich das immer)…
Wenn nicht, bist Du für das Pferd „nicht kompetent“ und es wird entweder ein anderes, sicheres Pferd (wenn vorhanden) suchen, und an ihm „kleben“ oder aber versuchen, so schnell wie möglich heimzukommen in den Schutz seiner Herde… (Das ist übrigens auch die Erklärung für alle, die Probleme mit „Klebern“ haben, also Pferden, die sich schlecht von der Herde trennen lassen… Gib ihnen einen kompetenten, „geerdeten“ Reiter und sie werden gern allein ausreiten gehen…).
Hier auf dem Bild mit den LKWs fragt Rufino gerade: „Frauchen, haben wir alles unter Kontrolle?“ Und ich „antworte“ ihm: „Ja, alles bestens“. Und er entspannt sich wieder und senkt den Kopf 🙂
Ich kenne meine Pferde und weiß genau, wann sie Stress bekommen. Mein Lusitano war ein sehr ängstliches Pferd, als ich ihn bekommen habe, weil er kannte nichts (außer riesige Koppeln). Er hatte Angst vor allem, vor Menschen sowieso, aber auch vor eigentlich „normalen Dingen“ wie Bäumen… Ich habe Dinge mit ihm erlebt, die ich KEINEM Pferdefreund wünschen würde. Aber ich habe von ihm so viel gelernt, unter anderem:
Sicher ist ein Pferd nur, wenn es dir völlig vertraut und DU SELBST DIR DEINER SACHE SICHER BIST… ansonsten wird es mit dem Fluchttier Pferd immer gefährlich/nicht berechenbar/risikoreich bleiben… und das fängt beim Führen schon an…
Auf der Heimfahrt sind wir dann durch Ostdeutschland gefahren, weil es auf der normalen Route wieder Megastau gab (auch das wünsche ich keinem Pferdebesitzer bei über 1.000 km Fahrtstrecke…). Aber gut, frau muss das Leben nehmen, wie es ist, und alles Schlechte hat auch sein Gutes 🙂 Und so haben Rufino und ich Ostdeutschland bei unseren Pausen erkundet und waren beide BEGEISTERT, wie schön es da ist.
Da gibt es wunderschöne alte Gebäude (die aber tw. leider verfallen), riesige, alte Bäume, total urige Landschaften, und Streuobst, das wir gemeinsam essen und sogar sammeln durften (danke noch mal an die lieben Leute!!!).
Ja, die Fahrt war ein Erlebnis. Aber genau solche gemeinsamen Erlebnisse (und kleine Abenteuer) bringen Dein Pferd und Dich einander näher und machen Euch zu einem ECHTEN Team…
Wie man seinem Pferd (noch mehr) Sicherheit gibt, das möchte ich Dir in meinem nächsten Blogbeitrag erläutern… Also schau gern mal wieder vorbei 🙂
Deine Sandra und Rufino 🙂
PS: Gern auch teilen, ich freu mich, wenn ich den einen oder anderen Pferdefreund zum Nachdenken anregen kann…
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PPPS: Foto von http://barockpinto.com/