Viele Pferde durfte ich selbst in meinem Leben ausbilden und gesundheitlich unterstützen. Viele Reiter durfte ich teilweise über viele Jahre als Ausbilderin begleiten. Was mir dabei aufgefallen ist, ist, dass viele Reiter zu wenig an sich und ihr Pferd „glauben“.

Ich hatte die große Freude, so querbeet alles an Pferdetypen trainieren zu dürfen, wie wahrscheinlich nur wenige Trainer: Vom kleinen, untersetzten Pony, über Gangpferde mit nur zwei Gängen (nämlich Schritt und „Schweinepass“), bis hin zum aggressiven Haflinger, in Rollkur angerittenen Friesen (natürlich nicht von mir!), total nervöse Durchgänger-Trakehner, Araber mit massivem Senkrücken – und das bereits in jungen Jahren, über erstaunlich talentierte Dressur-Noriker bis hin zu meinem eigenen, total Mangel ernährten Lusitano, um nur einige wenige Beispiele zu nennen…

Und egal welches kleine, unscheinbare „Etwas“ (und nicht allzu selten auch „Häufchen Elend“) ich freudestrahlend in Empfang genommen habe, ich habe immer an diese Pferde von Anfang an geglaubt. Ich habe, egal wie überbaut, unterbemuskelt, bretthart, taktgestört, hysterisch und tw. sogar gefährlich sie waren, immer das Schöne an und in ihnen gesehen und mich RIESIG über jeden Micro-Fortschritt gefreut… und ich denke, genau diese Einstellung ist es, warum viele dieser wenig talentierten, „problematischen“ Pferde erstaunlich schnell und erstaunlich unkompliziert wurden und sich in ihrem Verhalten gegenüber dem Menschen, in ihrer Arbeitsmotivation und in ihrer Ausstrahlung innerhalb kürzester Zeit um 180 Grad „gedreht“ haben…

Pferden wie Menschen tut es gut, positiv bestärkt zu werden!

Pferden wie Menschen tut es gut, positiv bestärkt zu werden!

Denn seien wir mal ehrlich: Auf uns selbst bezogen – wenn wir jemand haben, der uns immer wieder sagt: „Du schaffst das! Das wird schon! Du bist ein toller Mensch! Ich bin stolz auf Dich!“ Geht das nicht runter wie Öl? Tut das nicht jedem (noch so kleinen) Ego gut und macht uns „stärker“ und bringt dadurch auch mehr Sicherheit, Ausstrahlung und damit Schönheit zu Tage?

Warum ich diesen Blogbeitrag schreibe? Weil ich möchte, dass DU and DICH und DEIN Pferd glaubst! Grenzen und somit unerschöpfte Potenziale beginnen im Kopf. Und das ist schade, wenn man nicht all sein Potenzial nutzt… Denn jeder Mensch und jedes Pferd ist einzigartig. Und jeder kann andere inspirieren.

Ich war immer „anders“. Meine Pferde laufen seit ca. 15 Jahren alle barhuf (sogar die Isländer, die angeblich dann nicht tölten können! Zumindest wurde mir das immer gesagt).  Mein Lusitano ist im Aktivstall – ohne Decke, und fühlt sich pudelwohl. Ich reite gern ohne Gebiss, ohne Sattel, also eigentlich ohne alles und ja, ich habe auch keine Angst so zu springen und meinen Lusitano kann ich überall auf dieser Welt frei lassen, auch an fremden Ställen, bei Messen o.Ä. Ich weiß, er wird immer bei mir bleiben.

In vielen Ställen werde ich deshalb erst mal komisch angesehen. Aber nach dem ersten „Schock“ der Andersartigkeit sind die Leute oft interessiert, warum mein Lusitano mich selbstständig von der Aufstieghilfe abholt, oder warum ich auch „ohne Zwang“ tolle Leistungen von meinen Pferden geschenkt bekomme und sie kaum schwitzen dabei. Es ist eine tiefe Verbundenheit, die ich schnell mit Pferden aufbaue. Weil ich sie genau so, wie sie sind, akzeptiere und ehrlich von Herzen schön finde.

Mein Lusitano legt sich für mich überall hin... für mich, ein großer Vertrauensbeweis dieses ehemaligen Wildpferdes :)

Mein Lusitano legt sich für mich überall hin… Für mich, ein großer Vertrauensbeweis dieses ehemaligen Wildpferdes.

Jeder hat seine kleinen Fehler. Jeder hat kleine Makel oder ggf. auch (grössere) körperliche Defizite. Anstatt darüber zu lamentieren, ist es besser, die schönen Seiten (von Menschen und Pferden) zu sehen und sich über jeden Fortschritt in der Entwicklung wie ein kleines Kind zu freuen. Und genau diese Freude ist es, die Pferde an mir mögen (das glaub ich zumindest). Und diese Freude kommt zurück – mit Garantie…

Deshalb meine Bitte an Dich: Wenn Du das nächste Mal zu Deinem Pferd gehst, sag nicht: „Mein Wallach kann das nicht oder meine Stute lernt das nie, sie hat einfach kein Talent für XY.“ Stell Dir mit all Deiner Vorstellungskraft vor, was Du mit genau diesem Pferd in Zukunft erreichen wirst: Fliegende Galoppwechsel, eine perfekte Piaffe, ein Ausritt nur mit Halsring (der Vorschlag kam nicht von mir!), Freiarbeit in Perfektion, ein M-Springparcours…. egal was!

Etwas, das Du schon immer erreichen wolltest. Etwas, wovon Du als Kind schon geträumt hast… Etwas, auf das Du und Dein Pferd wirklich stolz wären! Ich weiß, Du und Dein Pferd könnt das schaffen. Denn Ausdauer und ein positives inneres Bild sind VIIIIIIIIEL wichtiger als Talent. Meine Pferde und ich sind der lebende Beweis dafür.

Meine Isländermaus beim etwas übermotivierten Spanischen Schritt, hihi.

Meine Isländermaus beim etwas übermotivierten Spanischen Schritt, hihi.

Meine Isländermaus z.B. hat kleine, kurze Beinchen, einen tiefen, schweren, kurzen Hals, ganz wenig Widerrist und ist sehr „rumpfig“ (also „kugelig“) gebaut und hat auch noch fünf Gänge zu sortieren. Kurz gesagt, ist sie wahrscheinlich kein großes Dressurtalent und biomechanisch gesehen so gar kein Talent für beispielsweise spanischen Schritt oder ähnliche Lektionen. Aber ich denke, das hat ihr noch nie wer gesagt!!! Sie ist ein bisserl wie eine Hummel, die eigentlich nach aerodynamischen Gesetzen nicht fliegen können dürfte, und es trotzdem tut… Fjola’s  Trainingseinstellung ist in jedem Fall: „Was der Lusitano kann, kann ich schon gleich drei Mal.

Und so arbeitet sie eisern mit mir an ihrer Geschmeidigkeit, ihrem Takt in fünf (!!) Gängen, ihrer Schulterfreiheit und ihrer Fähigkeit, die Balance nach hinten zu verschieben… Mit einer Begeisterung, die nur schwer zu toppen ist! Und ich weiß, irgendwann kann auch sie hohe Lektionen. Irgendwann wird auch sie piaffieren. Und im Endeffekt ist es völlig egal, wann das ist. Denn der Weg ist das Ziel und der gemeinsame Weg mit meinen (und Euren) Pferden ist das, was mir einfach RIESIG Freude bereitet.

In diesem Sinne wünsche ich Dir: Setze Dir und Deinem Pferd KEINE (geistigen) Grenzen. Egal was, Ihr könnt es schaffen – wenn Du nur ganz fest daran glaubst und jeden Schritt und kleinen Erfolg in Freude mit Deinem Pferd gehst, steht die Welt Euch offen!

Ich wünsch Dir und Deinem Pferd viel gemeinsame Freude beim Training und alles Liebe!
Deine Sandra, Rufino & Fjola

PS: Wenn Du mehr über motivierendes und gymnastisch sinnvolles Pferdetraining erfahren möchtest, bist Du in meinem nächsten zweiteiligen Webinar zur natürlichen Schiefe des Pferdes GENAU richtig 🙂 Es gibt übrigens eine Videoaufzeichnung und alle Folien als PDF, falls Du an einem (oder auch beiden) Terminen nicht kannst, hast Du also auch so alle Unterlagen zur Verfügung und kannst auch im Nachgang noch Fragen an mich stellen 🙂 Eine tolle Sache, diese Online-Webinare!!
Schau einfach mal hier vorbei: https://www.edudip.com/w/238762

PPS: Ich bin jetzt auch auf Instagram: https://www.instagram.com/sandra.fencl

Hör Dir hier gleich die 7. Episode meines Podcasts „Pferdewissen – ganzheitlich & inspirierend“ an, in welcher ich über den Faktor Mensch spreche, also über UNS. Beim z.B. Verladen ist es nämlich ein sehr häufig unterschätzter Faktor. Wenn wir ein negatives inneres Bild haben, oder unseren Körper nicht richtig kontrollieren, die Hilfengebung nicht exakt ist oder wir einfach Stress und Unwohlsein auf unser Pferd übertragen, kann das der Grund sein, warum das Deinem Pferd Angst & Nervosität bereitet.