Alles im Takt, Teil 2:

ALLES_IM_TAKT,_TEIL_2[1]

Gestern ging ein wundervoller Reit- und Handarbeitskurs mit Herrn Eberhard Weiß in Rauris (Salzburg) zu Ende (nächste Chance: 29. bis 31. August). Dieses Mal hatten wir sogar einen Theorieabend über die „Ausbildungsskala des (Dressur-)Pferdes. Ich möchte mich deshalb noch mal mit dem Thema Takt beschäftigen (bitte zuerst andere Notiz lesen).

Herr Weiss hat viele wirklich wichtige Thesen zu diesem Thema aufgegriffen, aber weil heut Sonntag ist, möchte ich eine besonders herausarbeiten. Nämlich Takt als ZEITeinheit… Tiefgründig wie dieser Reitlehrer halt so ist, hat er im Vortrag auch mal die andere Seite des Taktes beleuchtet, nämlich den Lebenstakt des REITERS. Stressen wir den ganzen Tag in der Arbeit durch die Gegend, rasen dann mit hoher Geschwindigkeit im Auto zum Pferd und hetzen dann in den Stall. So manch einer fühlt sich dann „hochgetaktet“ und kommt nicht wirklich bei seinem Pferd an, geschweige denn zur Ruhe.

Möglicherweise ist auch das einer der Gründe, warum viele Pferde heutzutage so „über Takt“ geritten werden. Frei nach dem Prinzip: „Höher, schneller, weiter“ muss ja auch die Lösephase und eigentlich die gesamte Ausbildung des Pferdes im Schnelltakt absolviert werden. Weil wenn das Pferd schon 7 Jahre ist, und noch immer nicht „L-reif“, ja, dann hat man (oder frau) wohl etwas verschlafen…

Herr Weiß hat auch einen geschichtlichen Exkurs gemacht, wie man früher noch „zu Pferde“ gereist ist und das Tier das einzige Transportmittel war, außer des Menschen seine eigenen Beine. Tagtäglich hat sich der Mensch ausreichend bewegt und ist so auch nicht nur innerlich ruhiger, sondern auch aus dem Bewegungsapparat entspannt zum Pferd gekommen… Wer sitzt heut wirklich „zwanglos“ auf dem Pferd? Wer hat eine echte innere Ruhe, wenn er zu seinem Pferd geht. Und wer hat die Muse, sein Pferd WIRKLICH langsam und reell auszubilden?

Es muss nicht immer alles „hochgetaktet“ werden. Ich selbst muss mich immer wieder erden und runterfahren. Weil meine Pferde (und wahrscheinlich auch ich selbst) es nicht mögen, im rasanten Tempo durchs Leben zu gehen… Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es bei meinen Pferden (fast immer) zur Ruhe zu kommen. Sie erden mich, sie erziehen mich und sie sind einfach für mich da und arbeiten frei nach dem Motto: Taktvoll ja, über Takt – nein 😉

TIPP: Eine ganz tolle Übung um sich mit dem Takt des Pferdes zu synchronisieren, ist es, im „Gleichschritt“ mit dem Pferd erst einmal vom Boden aus zu marschieren. Das funktioniert wirklich erstaunlich gut und man hat ein wunderbares „Zusammengehörigkeitsgefühl“ und eine Harmonie zwischen Mensch und Pferd. Generell find ich es sowieso sehr sinnvoll, erst einmal mit dem Pferd zu GEHEN bzw. am Boden zu arbeiten, bevor man sich gestresst und abgehetzt in den Sattel schwingt…

Probiert es einfach mal aus. Wenn ich was gelernt hab, dann ist es: Je mehr Zeit man sich am Anfang (der Ausbildung des Pferdes, aber auch in jeder Trainingseinheit) nimmt, desto schneller kommt man voran. Klingt komisch, ist aber so 🙂

In diesem Sinne einen ruhigen, entspannten Sonntag mit Euch und Euren Tieren!

Eure Sandra

PS: Das Video zum Theorieabend von Herrn Weiss gibt es übrigens demnächst auf www.pferdeinsider.com !