Immer wieder stelle ich mit Schrecken fest, wie oft es Kommunikationsprobleme und in weiterer Folge manchmal auch Gewalt im täglichen Beisammensein mit unseren Vierbeinern gibt.

Ein Beispiel: Ein Pferd nähert sich seinem Menschen. Der Mensch möchte aber nicht, dass das Pferd (zu) nahe kommt und zieht deshalb – um seinen eigenen, persönlichen Individualabstand zu wahren – instinktiv und OHNE ES ZU MERKEN den Oberkörper zurück oder macht ggf. sogar einen Schritt rückwärts. Das Pferd als Herdentier lernt: „Ich bewege diesen Zweibeiner“. Es fühlt sich im Rang somit höher und überlegen. In weiterer Folge wird es immer deutlicher den „Raum“ und Platz des Menschen für sich beanspruchen, „drückt“ also immer (oft erst mal unterschwellig) mehr in den Sicherheitsbereich des Menschen und würde im „Notfall“ auch den Menschen überrennen (dieser hat ja auszuweichen).

So, irgendwann merkt der Mensch dann, dass ihm sein Pferd zu sehr „auf die Pelle rückt“ und schubst es zurück. Das Pferd hat aber ggf. schon 20 x den Menschen „verdrängt“, ohne das es dieser gemerkt hatte… Deshalb ist das Pferd sich seines Ranges dem Menschen gegenüber nun sehr sicher und ist deshalb dementsprechend „konsequent“ in der Inanspruchnahme seiner freien „Platzwahl“. Der Mensch wird irgendwann böse und reagiert mit Aggression und ggf. auch Gewalt, also schlägt dem Pferd mit der Hand oder Gerte vielleicht sogar in Richtung Gesicht – aus Angst und Selbstschutz und „um sich zu behaupten“.

Diese Reaktion wäre aber niemals nötig gewesen, wenn der Mensch von Anfang an seinen eigenen Raum „verteidigt“ und dem Pferd bei den ersten „Annäherungsversuchen“ eine klare Grenze gezeigt hätte. Je öfter man seinem Pferd nämlich so etwas durchgehen lässt bzw. sich verdrängen lässt, desto vehementer wird das Pferd seine höhere Position verteidigen.

Tja, und dann ist es insgesamt nicht sehr schön für eine feine, gerechte und auch konsequente und vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Denn das Pferd wird die überschießende Reaktion des Menschen als „nicht planbar“ einstufen. Und Pferde als Beute- und (größtenteils) Fluchttiere mögen keine unplanbaren „Dinge“. Wie bei Zweibeiner-Beziehungen ist ein „planbares Verhalten“ und ehrliche, faire Umgangsformen (die launenunabhängig sind) das A & O einer soliden und sicheren Pferd-Mensch-Gemeinschaft. Das heißt nicht, dass man Pferde nicht korrigieren soll oder darf, sondern es möglichst immer GLEICH tun sollte und im entsprechend korrektem (feinen) Ausmaß.

Vielleicht „beobachtest“ Du Dich auch mal und erwischt Dich dabei, wie du ungewollt und auch unbewusst einen Schritt rückwärts machst oder deinem Pferd mit dem Oberkörper ausweichst... Dann ist es auch kein Wunder, wenn Dein Pferd sonst etwas „frech und rüpelhaft“ mit Dir umgeht. Schließlich ist das Grundprinzip eines Herdentieres „Wer bewegt wen“ und wenn das Pferd gelernt hat, dass es DICH bewegt, dann wird es auch sonst nur ungern zuhören, was der „Rangniedrigere“ zu sagen hat…

Wer hat von Euch die gleichen oder auch andere Erfahrungen gemacht? Ich bin SEHR gespannt, auf Euer Feedback zu diesen Zeilen und wünsche Euch einen schönen Sonntag!

Eure Sandra

Letztens bin ich über einen Artikel auf Facebook gestoßen, der aussagt, dass Pferde sich erinnern, ob man das letzte Mal das Pferd angelächelt hat oder „böse geschaut“ hat.

Ich bin ja immer etwas amüsiert, wenn bahnbrechende, wissenschaftliche Studien veröffentlicht werden, von Dingen, die mir seit meiner Kindheit einfach intuitiv klar sind. Aber viele Menschen vertrauen solchen „Untersuchungen“ leider mehr als ihrem Bauchgefühl. Tja, Intuition wird leider sehr häufig im Erwachsenenalter verlernt…

Zurück zum Thema: Mir ist schon seit LANGEM klar, dass Pferde sehr wohl unsere Gesichter, Stimmungen und häufig auch Gedanken „lesen“ können. Sie verfügen über unglaublich feine Antennen und spätestens seit dem Besitz meines Wildpferde-Lusitano-Prinzenbubis weiß ich, WIE FEIN diese Antennen sind. Er kommt normalerweise immer freudig – auch von der Wiese – an, aber wenn ich Stress habe, dann kommt er angehoppelt und dreht ca. 50 Meter vor Ankunft bei mir wieder ab und sagt damit ganz klar: „Frauchen, Du hast Stress, bring Dich erst mal in Deine Mitte, und komm dann wieder.“

Klares Pferd, klare Ansage.

 

Deshalb meine Bitte an Euch: Wenn Ihr merkt, dass mal im Pferdetraining gar nichts klappt, wenn Ihr merkt, dass Ihr nicht gut drauf seid oder wenn Euer Pferd grundsätzlich nicht gern von der Weide zu Euch kommt oder ein „Trainingsmotivationstief“ hat, dann überlegt mal bitte: „Wie wirke ich auf mein Pferd?“

– Bin ich ständig schlecht gelaunt?
– Schau ich immer böse drein?
– Bin ich ungerecht mit meinem Pferd?
– Erwarte ich zu viel von meinem Pferd (bei der Hitze)?

Wenn Du nur eine der obigen Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, dann ist es kein Wunder, wenn Dich Dein Pferd nicht als „Sonnenschein seines Lebens“ sieht…

Hier noch der Artikel – auch wenn ich das alles immer „gefühlt“ habe, für die, die es etwas „wissenschaftlicher“ möchten, hier steht es schwarz auf weiß: Pferde „lesen und verstehen“ uns tiefer, als es den meisten Menschen bewusst ist:

https://www.newscientist.com/article/2167423-horses-remember-if-you-smiled-or-frowned-when-they-last-saw-you/

In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deinem Pferd einen schönen, entspannten Tag!

Deine Sandra

Heute habe ich mal einen kleinen Trainingstipp für Euch. Etwas ganz Simples. Jedoch etwas, was leider zu wenig praktiziert wird! Der tiefe Blick in die Pferdeaugen nach dem Reiten. Ich sehe meinen eigenen Pferden und auch meine Berittpferden sehr gerne tief in ihre Äuglein. Viele „Natural Horsemanship-Trainer“ behaupten, dass wir als Raubtiere das nicht tun sollten mit dem Beutetier Pferd. Das stimmt meiner Meinung nach aber nicht!

Pferde können sehr wohl zwischen einem liebevollen Blick und dem aggressiven Ausdruck eines Raubtieres unterscheiden! Ich weiß nicht, warum man Pferden ständig so wenig „Intelligenz“ zuspricht und sie immer „degradiert“. Dabei sind sie so wahnsinnig kluge, weise Tiere, von den wir so viel lernen können (wenn wir ihnen zuhören). Na ja, zurück zum Thema:

Ich sehe gern Pferden besonders nach dem Training in die Augen. Warum?

1.) Ist es interessant, wie die Pferde den Blick erwidern:

-> „Strahlen“ sie mir fröhlich entgegen? Dann hab ich alles richtig gemacht.
-> Wirken sie etwas müde, aber trotzdem zufrieden, war das Training zwar anstregend, aber trotzdem positiv (ich weiß aber dann, dass ich am nächsten Tag auf jeden Fall ruhigeres Programm machen sollte, um Übertraining zu vermeiden).
-> Wenn man hingegen einen „leeren, toten, stumpfen oder genervten Blick“ des  Pferdes erwidert bekommt, sollte man sich ganz dringend  Gedanken über das Pferdetraining machen. Manchmal sieht man diesen Blick bei Pferden nur, wenn sie von einem „Profitrainer“ gearbeitet oder unterrichtet werden. Schau Deinem Pferd in die Augen, es wird Dir klar sagen: „Dieser Trainer ist nichts für uns!“

Sehr oft sehe ich in meinem Kursen Pferde, die von früheren Trainern missverstanden und somit auch nicht pferdegerecht trainiert wurden. Ich sehe das an der Reaktion, wenn ich sie zB überschwänglich lobe. Sie schauen mich dann erstaunt an und ich weiß, sie werden sonst nicht viel vom Profi gelobt. Oder aber, sie machen einen „Fehler“ und reagieren sofort mit Stress oder sogar Fluchtversuchen – auch dann weiß ich, dass dieses Pferd im sonstigen Unterricht öfter mal ungerecht abgestraft wird. Ich sage dann den Besitzern, was ich in den Augen der Pferde lese und oftmals sind die Besitzer völlig erstaunt, dass ich das sehen kann und berichten mir dann, dass ein Trainer das Pferd mal geschlagen hat. Interessanterweise kommt mir das am aller häufigsten bei Haflingern unter. Schlimm ist das. Denn die schönen Blonden sind ganz ausgesprochen kluge Pferde und ich schätze sie sehr.

Haflinger gehören zu meinen größten Lehrmeistern. Sie sind ausgesprochen klug und kritisch in der Trainerwahl :)

Haflinger gehören zu meinen größten Lehrmeistern. Sie sind ausgesprochen klug und kritisch in der Trainerwahl 🙂

2.) Neben der psychischen Befindlichkeit des Pferdes sagen die Augen der Pferde auch etwas über den Stoffwechsel des Pferdes aus! Das hier ist ein Bild von Marshall nach unserem gemeinsamen Training (und nach seiner Kraftfuttergabe, von der die Hälfte noch auf seiner Nase klebt). Marshall habe ich aktuell in Teilberitt. Er kam sehr dünn und untrainiert zu uns an den Stall und ich baue ihn gemeinsam mit seiner Besitzerin  langsam wieder auf 🙂 Er ist übrigens ein „Videoprojekt“ für meinen nächsten Online-Verlasspferdekurs mit Start 14. November 2018. Denn ich glaube, es ist für viele Pferdefreunde interessant, wie man ein älteres Pferd (er ist 18 Jahre), das SEHR steif und auch viel zu mager ist und keine Muskulatur hat, wieder aufbaut.  Was man in jedem Fall auf diesem Handyfoto sieht, sind sehr schöne, klare Augen und ein Pferd mit „frischer, jugendlicher Ausstrahlung“.

Pferdetraining_Bayern

Klare Augen zeigen, dass der Stoffwechsel beim Training positiv stimuliert wurde.

Die Augen sind nicht nur der Spiegel der Seele. Die Augen sind in der traditionellen chinesischen Medizin auch das Sinnesorgan der Leber. Die Leber wiederum ist das vielleicht wichtigste Organ für die Entgiftung und einen gesunden Stoffwechsel. Somit sehen wir anhand der Pferdeaugen sehr gut, wie der Stoffwechsel des Pferdes im Moment arbeitet . Hier sehen wir wunderbar glänzende, wache Augen, die deutlich klarer sind als vor dem Training (leider hab ich kein Foto gemacht, aber das nächste Mal!).

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem kleinen Blogbeitrag animieren, öfter mal und „bewusst“ Deinem Pferd (nach dem Training) in die Augen zu sehen.  Übrigens: Was man mit „angeschlagenen Augen“ macht, erkläre ich übrigens demnächst auch in einem Videotipp. Deshalb abonniere am besten gleich kostenlos meinen Youtubekanal Sandra Fencl:

https://www.youtube.com/sandrafencl1001

Pferdetraining Muenchen

Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag und viel Freude Dir und Deinem Pferd beim gemeinsamen Training!
Deine Sandra